Bei Schwangerenvorsorge ist Deutschland Spitze

DÜSSELDORF (ars). Vor 45 Jahren ist an Schwangere in Deutschland erstmals das hellblaue Büchlein mit dem Yin- und Yang-Motiv auf dem Umschlagblatt ausgegeben worden: der Mutterpaß. Damit ist es gelungen, die Sterblichkeit der Mütter bei der Geburt auf heute 0,1 Promille und die der Kinder auf unter fünf Promille zu senken.

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"Der Mutterpaß ist ein Symbol für die strukturierte Vorsorge, und er ist die älteste organisierte Maßnahme der Präventivmedizin überhaupt", so Professor Klaus Vetter aus Berlin bei einem Fortbildungskongreß der Frauenärztlichen Bundesakademie in Düsseldorf.

Indem Frauenärzte systematisch alle relevanten Daten in den Paß eingetragen haben, konnten sie entscheidend dazu beitragen, daß Krankheiten und Störungen bei Mutter und Kind frühzeitig erkannt wurden und eine Therapie begonnen wurde.

Ursprünglich, im Jahre 1961, hatte es sich der Bundesausschuß der Frauenärzte zum Anliegen gemacht, die Mortalitätsrate besonders der Mütter zu verringern: So starben 1950 in Deutschland 200 von 100 000 Müttern bei der Geburt, heute sind es nur noch zehn.

Doch auch die Kinder haben profitiert: War Deutschland 1950 mit einer perinatalen Säuglingssterblichkeit von 35 auf 1000 Geburten beinahe Schlußlicht in Europa, belegte es 2004 mit 4,69 pro 1000 einen vorderen Platz in der EU-Statistik.

Zudem hat eine Studie, von der Felix-Burda-Stiftung in Auftrag gegeben, der Vorsorge eine gute Qualität bescheinigt. Auch die Schwangeren nehmen das Untersuchungspaket gut an, und zwar weitgehend unabhängig von Alter und Bildung: 90 Prozent von ihnen kommen regelmäßig zu den Terminen.

Nach wie vor arbeitet der Berufsverband der Frauenärzte daran, die Prävention zu verbessern. So sollen demnächst Untersuchungen auf Toxoplasmose und Diabetes in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen werden, beides bisher selbst zu zahlende individuelle Leistungen.

Als weitere Neuerung ist der elektronische Mutterpaß geplant. Damit sollen alle wichtigen Informationen über Mutter und Kind, vor allem im Notfall, leicht zugänglich sein, darunter Ultraschallbilder oder CTG-Protokolle.

Denkbar wäre ein USB- oder Memory-Stick, eine andere Alternative eine Internet-Plattform, die nur mit Genehmigung der Schwangeren und ihrem speziellen Paßwort zugänglich ist.

Ein entsprechendes Pilotprojekt, für das er Frauenärzte im Rhein-Neckar-Raum zur Mitarbeit auffordert, hat Professor Christof Sohn von der Uni Heidelberg geplant. Allerdings soll der elektronische Mutterpaß den aus Papier nicht ersetzen, sondern er ist vorerst nur als Zusatz gedacht.

Vetter: "Nach meinen Erfahrungen haben die Frauen gern ein Büchlein in der Hand, das sie durchblättern und das sie auch ihren Freunden und Verwandten zeigen können."



Meilensteine der Vorsorge bei Schwangeren

1966 wird das Mutterschutzgesetz novelliert und die Mutterschaftsrichtlinien eingeführt. Dadurch hat sich die Schwangerenvorsorge als Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung etabliert. 1978 wird die Empfehlung der Fruchtwasseruntersuchung für Frauen ab 35 Jahren in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen, 1979 das zweimalige Ultraschall-Screening. 1990 erkennen die gesetzlichen Krankenkassen die Rhesus-Prophylaxe als Leistung an, 1994 die Hepatitis-B-Untersuchung, 1995 die dreimalige Ultraschalluntersuchung sowie den Chlamydien-Test und 2003 dann die Jodsupplementation.

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