Bei der HIV-Früherkennung sind Hausärzte gefragt

Veröffentlicht:

MADRID (awa). Mehr als die Hälfte der etwa 2,4 Millionen HIV-Infizierten in Europa wissen nicht, dass sie infiziert sind. Hausärzte können zu einer Früherkennung beitragen, indem sie bei verdächtigen assoziierten Krankheiten den Betroffenen einen HIV-Test anbieten.

Bei typischen Aids-Krankheiten wie opportunistischen Infektionen sollte immer ein HIV-Test erwogen werden, betont Professor Nathan Clumeck aus Brüssel. Er stellte beim Aids-Kongress in Madrid zudem eine Liste mit nicht so typischen Erkrankungen vor, die oft mit HIV-Infektionen assoziiert sind. Dazu gehören sexuell übertragbare Erkrankungen, Pneumonien, die nicht auf Antibiotika ansprechen, aseptische Meningitis, schwerer Herpes Zoster, Analkarzinom, Non-Hodgkin-Lymphom und unspezifische Symptome wie ungeklärtes Fieber, das länger als sieben Tage anhält. Bei solchen Indikator-Erkrankungen sollten Hausärzte ebenfalls an die Möglichkeit einer HIV-Infektion denken und einen Test anbieten, sagte Clumeck. In Europa inklusive den Ländern der ehemaligen Sowjetunion steigt die Zahl der HIV-Infizierten nach WHO-Angaben weiter an. Von den 250 Millionen Europäern im Alter von 18 bis 65 Jahren wissen 1,1 Millionen von ihrer HIV-Infektion und sie werden behandelt, etwa 400 000 erhalten eine antiretrovirale Therapie. Etwa 1,4 Millionen wissen jedoch nicht, dass sie infiziert sind und werden daher erst spät behandelt. "Die Situation ist in Europa zweigeteilt", sagte Professor Jens Lundgren von der Universität Kopenhagen in Dänemark. So sind im Westen 30 Prozent der HIV-Infizierten nicht diagnostiziert. Dort werden die meisten HIV-Infektionen bei Migranten aus Regionen mit hoher Prävalenz wie Afrika gemeldet, die sich in den Heimatländern durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr angesteckt haben. In Osteuropa wissen dagegen 70 Prozent der Betroffenen nichts von ihrer HIV-Infektion. In diesen Ländern werde das Virus hauptsächlich heterosexuell oder bei i.v.-Drogengebrauch übertragen.

Wie ein HIV-Test und eine Beratung in allen europäischen Ländern die Behandlung von HIV-Infizierten verbessern kann, soll Ende November auf einem Kongress in Brüssel diskutiert werden. Teilnehmen werden HIV-Experten und Vertreter von UN- und EU-Organisationen und nationale Gesundheitspolitiker.

Weitere Informationen zur Tagung in Brüssel: www.hiveurope2007.eu

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Jahresbericht des RKI

HIV-Neuinfektionen: Das sind die Zahlen aus 2024

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Mitarbeiterführung und Teamentwicklung

MFA-Tag: Motivationsbooster fürs Praxisteam

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung