Diabetes

Beratungs- und Schulungskräfte sind heute unverzichtbar

Der Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Akteur in der Diabetesszene entwickelt.

Von Prof. Hellmut Mehnert Veröffentlicht:

Prof. Hellmut Mehnert

Arbeitsschwerpunkte: Diabetologie, Ernährungs- und Stoffwechselleiden: Diesen Themen widmet sich Prof. Hellmut Mehnert seit über 50 Jahren.

Erfahrungen: 1967 hat er die weltweit größte Diabetes-Früherfassungsaktion gemacht sowie das erste und größte Schulungszentrum für Diabetiker in Deutschland gegründet.

Ehrung: Er ist Träger der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft.

Der Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) hat kürzlich sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert. In diesen beiden Jahrzehnten hat sich der VDBD zu einem sehr wichtigen Akteur in der Diabetesszene entwickelt.

Der Verband zählt heute rund 3500 Mitglieder. Das ist nicht selbstverständlich: Noch in den 80er-Jahren hatten sich die öffentlichen Arbeitgeber geweigert, die damals nicht als Beruf anerkannte Tätigkeit zu honorieren.

Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) hatte jedoch das Berufsbild gefördert. Hervorgetan hat sich dabei vor allem auch Professor Berend Willms.

Der ehemalige Leiter der Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten in Bad Lauterberg im Harz wurde für sein Engagement bei der Diabetiker-Schulung zu Recht ausgezeichnet.

Mit den Jahren ist die Reputation des VDBD deutlich gewachsen. Das ist auch zwei großen Studien zu verdanken, mit denen sich der Verband wissenschaftlich profiliert hat: 1996 wurde in der Letkiss-Studie belegt, dass strukturierte Schulung bei Patienten mit intensivierter Insulintherapie Therapiekompetenz und Lebensqualität verbessert.

1997 wurde in einer preisgekrönten Studie gezeigt, dass eine Schulung von Hypertonie-Patienten zur Selbstkontrolle die Blutdruckeinstellung verbessern kann.

Präventionsprojekt in Grundschulen

2006 startete der VDBD zudem das Präventionsprojekt "Lernen, schmecken und mit allen Sinnen genießen" an Grundschulen. Die Kinder werden dabei zu gesunder Ernährung und Bewegung motiviert, um Übergewicht und damit auch Diabetes vorzubeugen.

VDBD-Fachkräfte begleiten in dem Projekt eine Schulklasse über die gesamte vierjährige Grundschulzeit.

Im Jahr 2008 bildeten dann DDG und VDBD gemeinsam mit anderen Diabetes-Organisationen die Allianz diabetesDE, eine Vereinigung von Menschen, die Diabetes haben oder die sich mit Prävention und Bekämpfung der Krankheit beschäftigen.

Heute ist es nicht mehr vorstellbar, dass ein Behandlungs-Team von Diabetes-Patienten ohne Diabetesberaterinnen und -assistentinnen oder andere VDBD-Fachkräfte funktionieren könnte. Diese füllen dabei eine große Lücke, denn Ärzte wären mit den vielen Schulungs-Aufgaben überfordert.

Vor allem Insulin spritzenden Patienten müssen die erforderlichen Techniken einschließlich der Blutzucker-Selbstkontrollen erklärt werden. Patienten sind zur Prävention von diabetischem Fuß zu unterrichten. Die angemessene Ernährung ist zu besprechen und schließlich ist auch auf spezielle Probleme wie Reisen mit Diabetes einzugehen.

Wann stationäre Einstellung?

Durch die Mithilfe von VDBD-Fachkräften können viele Patienten heute auch direkt nach der Diabetes-Manifestation ambulant in Praxen auf die antidiabetische Medikation eingestellt werden. Eine stationäre Therapie ist dazu häufig nicht mehr nötig.

Selbst junge Menschen mit Typ-1Diabetes, die früher in jedem Fall in einer Klinik eingestellt wurden, lassen sich von erfahrenen ambulanten Diabetes-Teams in der Praxis gut schulen und behandeln.

Natürlich bleiben bei Problemfällen intensive stationäre Schulungen über ein bis zwei Wochen weiter wichtig. Zu Recht werden Diabetesberaterinnen und -assistentinnen daher für die Arbeit in Kliniken und Praxen gleichermaßen ausgebildet.

Fehl am Platz ist hier das früher oft zu beobachtende Konkurrenzdenken. Gefragt ist eine vernünftige Interpretation der praktischen und klinischen Indikationen für eine Diabetikerschulung.

In Zukunft werden auf die Mitglieder des VDBD immer mehr Aufgaben zukommen: Die Zahl der DiabetesPatienten nimmt ständig zu. Betroffene haben in einem immer höheren Lebensalter mit Folgeschäden und Multimorbidität zu kämpfen.

Man kann den Diabetesberaterinnen und -assistentinnen dafür nur eine glückliche Hand wünschen!

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