Angehörigengespräch

Betreuung der Angehörigen ist unverzichtbar

Bei der postmortalen Organspende ist das medizinische und pflegerische Personal eng in die Kommunikation mit Angehörigen eingebunden. Koordiniert wird das von der Deutschen Stiftung Organtransplantation.

Veröffentlicht:
Ein Gespräch mit Angehörigen über die Organspende muss dazu beitragen, dass sie eine stabile Entscheidung treffen können.

Ein Gespräch mit Angehörigen über die Organspende muss dazu beitragen, dass sie eine stabile Entscheidung treffen können.

© Foto: Klaro

Etwa 80 bis 85 Prozent der Bevölkerung in Deutschland hält Organtransplantationen für sinnvoll und würde bei Bedarf auch ein Organ annehmen. Etwa 7 von 10 Bundesbürgern wären repräsentativen Umfragen zu Folge bereit, nach dem Tod selbst Organe zu spenden. Aber nur zwölf Prozent der Einwohner haben einen Organspendeausweis. Und nur etwa sechs Prozent der Menschen, bei denen der Hirntod festgestellt wird, haben schriftlich einer Organentnahme zugestimmt. Bei den übrigen entscheiden Angehörige, wobei sie dem Transplantationsgesetz zu Folge den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen zu berücksichtigen haben.

In Deutschland gibt es etwa 1400 Kliniken mit Intensivbetten

Die Koordination der Organspende ist Aufgabe der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Der § 11 des Transplantationsgesetzes verpflichtet die Krankenhäuser, mit der Koordinierungsstelle zusammenzuarbeiten.

Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 1400 Krankenhäuser mit Intensivbetten und damit der Möglichkeit, Patienten künstlich zu beatmen. Von den 37 Unikliniken beteiligten sich im Jahr 2007 alle an der Organspende, von den 102 Krankenhäusern mit neurochirurgischer Abteilung waren es 100 Krankenhäuser (98 Prozent), von den übrigen 1197 Kliniken mit Intensivabteilungen aber nur 475 (39,7 Prozent). Hinzu kommt, dass längst nicht alle Spender von den Kliniken gemeldet werden, die Beteiligung an der Organspende also sehr unterschiedlich ist.

Als Grund für eine mangelnde Beteiligung wird von den Kliniken immer wieder angeführt, dass die Weiterbeatmung eines Patienten mit infauster Prognose für sie aufwändig ist und angesichts des Abbaus von Intensivbetten schwierig. Außerdem erfordert die Betreuung eines potenziellen Organspenders Spezialwissen und belastet das Personal zeitlich und seelisch.

Beratung und Unterstützung bieten die Koordinatorinnen und Koordinatoren der DSO rund um die Uhr an. In vielen Krankenhäusern hat die DSO außerdem Qualitätszirkel etabliert: Arbeitsgruppen aus Ärzten (inklusive Transplantationsbeauftragten), Pflegepersonal, Seelsorgern und DSO-Mitarbeitern, in denen Probleme im gesamten Ablauf - vom Erkennen eines potenziellen Spenders über das Gespräch mit den Angehörigen bis zur Entnahme von Organen - thematisiert und gelöst werden sollen.

Die Angehörigen müssen gut informiert werden

Für das Gespräch mit den Angehörigen über die Organspende gibt es nach Angaben der DSO weder einen optimalen Zeitpunkt noch ein Patentrezept. Der Kontakt müsse situationsbezogen hergestellt werden. Die langjährigen Erfahrungen und die Rückmeldungen von Angehörigen in einem aktuellen Betreuungsprojekt zeigen aber nach Angaben der DSO, welche Gesprächsinhalte dazu gehören, damit die Angehörigen gut informiert sind und eine stabile Entscheidung treffen können.

Auch bestimmte Rahmenbedingungen sollten erfüllt sein: Dazu gehören, nicht am Bett des Patienten über Organspende zu reden oder auf dem Flur, sondern dafür einen ruhigen Raum mit Sitzgelegenheiten für alle zu nutzen.

Aufklärung zur Einleitung der Hirntoddiagnostik

Das Angebot, einen Seelsorger in die Betreuung einzubeziehen, sei für viele Angehörige hilfreich, ebenso die Möglichkeit, sich nach der Organentnahme noch einmal von den Verstorbenen verabschieden zu können, so die Deutsche Stiftung Organtransplantation. Auch sollten Ansprechpartner für spätere Kontakte genannt werden. Zur Gesprächsführung gibt es für das Intensivpersonal eine Leitlinie.

Eckpunkte dieser Leitlinie sind die stufenweise Aufklärung zum Krankheitsverlauf, zur Behandlung und zur Prognose sowie zur Einleitung der Hirntoddiagnostik und die mögliche Organspende. (nsi)

Mehr zum Thema

Organspende

Neue Regeln sollen mehr Nierenspenden ermöglichen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken