Bei Diabetikern

Bypass meist besser als Stent

Bei Diabetikern ist das Legen eines Stents zur koronaren Revaskularisierung mit einem höheren Risiko behaftet als die Bypass-Op. Das bestätigen die Ergebnisse einer Metaanalyse.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Bypass-Op zur koronaren Revaskularisierung: Der Eingriff ist bei Diabetikern mit einem geringeren Risiko behaftet als das Legen eines Stents.

Bypass-Op zur koronaren Revaskularisierung: Der Eingriff ist bei Diabetikern mit einem geringeren Risiko behaftet als das Legen eines Stents.

© muratolmez / fotolia.com

BRISBANE. Bereits seit den Ergebnissen der BARI-Studie (Bypass Angioplasty Revascularization Investigation) vor 17 Jahren gibt es die Hinweise auf den Nutzen der Operation bei Diabetikern.

Im Vergleich zur perkutanen transluminalen Koronarangioplastie war die Bypass-Operation damals mit einer um 15 Prozent niedrigeren Mortalität einhergegangen. Inzwischen wurden die Methoden der Revaskularisierung verfeinert und Fortschritte in der Stent-Technologie erzielt.

Australische und kanadische Wissenschaftler überprüften deshalb jetzt anhand der Daten von 40 prospektiven randomisierten Studien den Stellenwert der Stent-Technik und der Bypass-Chirurgie bei Diabetikern (Ann Intern Med 2014; 161: 724-732).

In ihrer Metaanalyse auf der Grundlage unter anderem der Netzwerkanalyse nutzten die Wissenschaftler die Daten von sieben Studien zum Vergleich medikamentenfreisetzender Stent versus Bypass, sechs Studien zum Vergleich nicht beschichteter Stent versus Bypass sowie 27 Studien zum Vergleich der beiden Stent-Techniken.

Zu den dabei berücksichtigten systematischen Untersuchungen gehören unter anderem die Studien SYNTAX, ENDEAVOUR, FREEDOM, CARDS und PRECOMBAT.

Netzwerkanalysen durchgeführt

Mithilfe von Netzwerkanalysen können Statistiker die Ergebnisse aus direkten Vergleichen zwischen zwei Behandlungen und solche aus Vergleichen zwischen anderen Behandlungen effizient zusammenführen.

Die einbezogenen Studien mussten ein Mindest-Follow-up von neun Monaten haben und dauerten maximal sechs Jahre. Die teilnehmenden Diabetiker hatten eine angiografisch nachgewiesene koronare Mehrgefäßerkrankung oder eine linkskoronare Hauptstammstenose.

Wie die Wissenschaftler berichten, wird nach der Metaanalyse der kombinierte Endpunkt aus Tod, nicht tödlichem Herzinfarkt und Schlaganfall in der Gruppe der Patienten mit einem Stent im Vergleich zu Patienten mit einer Bypass-Operation um 33 Prozent erhöht (Odds Ratio, OR: 1,33).

Die Revaskularisierung mithilfe eines Stents sei der Auswertung zufolge mit einem um 44 Prozent erhöhten Sterberisiko assoziiert und mit einem um - ebenfalls - 44 Prozent verringerten Risiko für Schlaganfälle (OR: 0,56).

Unzureichend seien die Ergebnisse der Metaanalyse beim Parameter Herzinfarkt nach Revaskularisierung mit einem medikamentenfreisetzenden Stent.

Schließlich stieg die Rate an wiederholten Revaskularisierungen nach Versorgung mit einem Stent im Vergleich zur Situation nach einer Bypass-Op um 137 Prozent - der wohl größte Vorteil einer Bypass-Operation.

Auch wenn die Bypass-Operation im Vergleich zur Stent-Technologie im Durchschnitt besser abschneidet, müsse die Entscheidung für das eine oder andere Verfahren im Einzelfall gefällt werden, betonen die Wissenschaftler.

Zumal das Ergebnis der Metaanalyse sehr stark von den Ergebnissen einer einzigen Studie, nämlich der FREEDOM-Studie beeinflusst worden sei und zudem die Schlaganfallrate nach Bypass-Op erhöht sei.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen