Cystitis trotz eines unauffälligen Urinbefundes

HAMBURG (ikr). Therapieresistenter Harndrang und starke, brennende Schmerzen im Bereich der Blase, aber ein unauffälliger Urinbefund? Wer hier an die Möglichkeit einer interstitiellen Cystitis denkt, kann die Diagnose dieser Erkrankung beschleunigen.

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Die Betroffenen - überwiegend Frauen - haben meist einen hohen Leidensdruck. "Manche Frauen müssen nachts 20- bis 30mal zur Toilette", sagte Professor Daniela Schultz-Lampel aus Villingen-Schwenningen der "Ärzte Zeitung". Die interstitielle Cystitis (IC) ist eine chronische Entzündung der Harnblase. Die Ursache ist bislang noch unklar.

Klar ist aber: Anders als die gewöhnliche Cystitis wird die IC nicht durch Bakterien verursacht. Durch zunehmende Fibrosierung kommt es zu einer Schrumpfblase mit verminderter Blasenkapazität. Halten die Beschwerden länger an, können sich die Schmerzen bis in das Abdomen, den Rücken, die Oberschenkel und den Genitalbereich ausweiten.

Einheitliche Empfehlungen zur IC-Therapie gab es bisher nicht. Der jetzt beim Urologen-Kongreß in Hamburg vorgestellte Wegweiser zur Therapie bei IC ändert das.

Hausärzten rät Schultz-Lampel, hellhörig zu werden, sobald Frauen mit IC-typischen Beschwerden weder auf eine Antibiose noch auf eine sechs- bis achtwöchige Therapie mit Anticholinergika oder Analgetika ansprechen. Dann sollte eine weitergehende Diagnostik mit Zystoskopie veranlaßt werden.

IC-Kranke können bisher nicht geheilt werden. Die Beschwerden lassen sich jedoch deutlich verringern, zum Beispiel durch eine Behandlung mit Antidepressiva wie Amitriptylin oder mit Antihistaminika. Auch eine hyperbare Sauerstoff-Therapie kann den Betroffenen helfen. Eine weitere Option ist die intravesikale Therapie etwa mit Hyaluronsäure oder Chondroitinsulfat, um die Schleimhautbarriere wiederherzustellen.

Der Wegweiser zur Therapie bei IC kann im Internet abgerufen werden unter: www.ica-ev.de



STICHWORT

Interstitielle Cystitis (IC)

Prävalenz: Unklar ist, wie viele Menschen in Deutschland eine IC haben. Die Angaben zur Prävalenz schwanken zwischen 10 und 900 pro 100 000 Einwohner.

Verteilung nach Geschlecht: 80 bis 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Die Krankheit tritt besonders im Alter zwischen 40 und 55 Jahren auf. Vereinzelt sind auch Kinder betroffen.

Schmerzintensität: Auf einer visuellen Analogskala wird oft ein unerträglicher Schmerz ermittelt, ausgeprägter als bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung.

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