DNA-Chips erleichtern Blick in Zellvorgänge bei Krebs

BARCELONA (rom/ple). Wie läßt sich erklären, daß für Raucher die krebspräventive Wirkung von Vitamin A ins Gegenteil umschlägt? Worin unterscheiden sich behandelte und zuvor nicht behandelte Lungentumor-Zellen molekularbiologisch? Antworten auf solche Fragen mit Unterstützung durch Gen-Chips können helfen, Krebstherapie und -prävention zu verbessern.

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Einer Antwort auf die Frage, warum Vitamin A bei Rauchern nicht hilft, sind Forscher in Bern mit molekularhistologischen Untersuchungen nahe gekommen. Sie haben entdeckt, daß ein zentrales Zellzyklus-Kontrollprotein, das Cyclin D1, daran beteiligt ist. Dieses wird infolge des vermehrten Ablesens der Gene für die Tumorsuppressor-Moleküle p21 und p27 vom Zellplasma in den Zellkern verlagert - gerade dorthin, wo es die Forscher bei tumoralem Bronchialepithel auch lokalisieren konnten.

    Auf dem in der Studie genutzten Biochip sind 40 000 Gene abgelegt.
   

Die Proteine p21 und p27 wiederum werden durch Retinsäure, einem Abkömmling von Vitamin A, aktiviert. Die Vermutung der Forscher um Professor Daniel Betticher am Inselspital von Bern: Das Vitamin fördert zelluläre Vorgänge, die Krebs begünstigen. Über ihre Entdeckung berichteten sie beim Welt-Lungenkrebs-Kongreß in Barcelona. Übermäßig synthetisiertes Cyclin D ist bei stark rauchenden Patienten mit Bronchial-Ca mit einer schlechten Prognose assoziiert.

Für ihre Untersuchungen nutzten die Berner Forscher DNA-Chips, auf denen etwa 40 000 Gene abgelegt sind. So waren auch Vergleiche zwischen Krebsgeweben möglich, die aus dem Tumorherd unbehandelter und behandelter Patienten stammten. Die Wissenschaftler machten eine Studie, in der 26 an nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom Erkrankte nur operiert wurden und 13 Patienten der Vergleichsgruppe zuvor eine Chemotherapie erhielten.

Zu ihrer Überraschung fanden die Wissenschaftler einige Gene, die nach der Chemotherapie noch übermäßig abgelesen und nach deren Bauplan Proteine synthetisiert wurden. Zu diesen Genen gehören das Maspin- und das S100A2-Gen. Die anhand deren Bauplan entstehenden Proteine wirken tumorsuppressiv.

Betticher fand auch in Bereichen nicht-neoplastischer Epithelzellen die übermäßige Synthese dieser Eiweißmoleküle. Bei diesen Zellen könnte es sich, so die Forscher, um stammzellartige Vorläufer von Krebszellen handeln, in denen sich bereits ein genetischer Defekt manifestiert hat, eine Entartung aber noch unterdrückt wird. Wahrscheinlicher Auslöser Nummer 1 des Defekts: Tabakrauch.

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