Das Immunsystem hat große Bedeutung für den Schlaganfall

An Knock-Out-Mäusen hat sich gezeigt: Fehlen die T-Zellen, lässt sich kein Schlaganfall auslösen.

Veröffentlicht:

LEIPZIG (pf). Das Immunsystem hat offenbar eine unerwartet große Bedeutung beim Schlaganfall und könnte die Ursache sogenannter Reperfusionsschäden erklären. Zurzeit ist unklar, weshalb bei der Wiedereröffnung verstopfter Gefäße Gewebeschäden auftreten. Das berichtete Professor Guido Stoll von der Neurologischen Klinik Würzburg beim Leipziger Schlaganfalltag.

Die Thrombenbildung wurde bisher als Hauptursache für die Gewebeschädigung angenommen. Mehrere Studienergebnisse zeigen Unstimmigkeiten in dem Modell: Durch Glykoproteine auf der Zelloberfläche vernetzen sich Thrombozyten untereinander. Versuche an Mäusen, diese Glykoproteine durch Antikörper zu deaktivieren, endeten mit katastrophalen Ergebnissen. Massive zerebrale Gewebeeinblutungen bei unverändertem Schlaganfallrisiko sind die Folge. 

Zudem reduziert eine dauerhafte Gabe von 100 bis 300 mg ASS das Schlaganfallrisiko nicht. Die Wissenschaftler gingen daher einen Schritt zurück: Sie untersuchten nicht die Thrombenbildung, sondern die Anlagerung der Thrombozyten an die Gefäßwand, die über eine andere Untergruppe von Glykoproteinen geschieht. Wenn im Experiment diese Glykoproteine gehemmt wurden, sank das Schlaganfallrisiko und Gefäße blieben länger offen. Die Blutungsneigung war nicht erhöht. 

Das Anheftungs-Glykoprotein könnte zusätzlich als inflammatorischer Signalgeber funktionieren und T-Zellen stimulieren, vermuten die Wissenschaftler. Nicht nur die Thrombenbildung verursache den Gefäßschaden, sondern auch eine Immunreaktion, sagte Stoll. Zurzeit laufen Phase II Studien mit humanisierten GPIb-Antikörpern, die das Anheftungs-Glykoprotein hemmen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ob mit Smartphone, Zeitschrift oder Kreuzworträtsel

Langes Sitzen auf dem Klo erhöht wohl das Risiko für Hämorrhoiden

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie