Daten-Knappheit bei Riesen-Aneurysmen

In der "Giant Aneurysma"-Studie werden Informationen zu Aneurysmen der Hirnbasisarterien mit einer Größe von über 25 Millimeter gesammelt. Riesenaneurysmen werden oft aus heiterem Himmel symptomatisch.

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BERLIN (gvg). Eines von zwanzig Aneurysmen der Hirnbasisarterien ist größer als 25 Millimeter und gilt deswegen als Riesenaneurysma.

Die "Giant Aneurysma"-Studie versucht, mehr über diese zwar gefürchteten, aber bisher wenig untersuchten Giganten herauszufinden.

"Riesenaneurysmen haben einen ganz anderen Wachstumsmechanismus als anderen Aneurysmen der Hirnbasisarterien", betonte Dr. Julius Dengler von der Klinik für Neurochirurgie der Charité Berlin.

Anders als bei kleineren Aneurysmen scheine es sich um eine Erkrankung der Gefäßwand zu handeln. In Folge wiederholter Einblutungen mit anschließender Thrombosierung wachse das Riesenaneurysma zwiebelschalenartig.

Irgendwann kommt es dann zur Ruptur. Das Risiko, an einer Blutung aus einem Riesenaneurysma zu sterben oder eine schwere Behinderung davon zu tragen, werde in der Literatur derzeit auf zehn Prozent pro Jahr beziffert, so Dengler bei einer Veranstaltung des Centrums für Schlaganfallforschung Berlin (CSB).

Mehr noch: Dieses erhebliche Risiko soll unabhängig davon sein, ob Therapieversuche unternommen werden oder nicht. Mit anderen Worten: Ob konservativ, operativ oder endovaskulär, es gibt keine Therapie, die zuverlässig funktioniert.

Symptomatisch aus heiterem Himmel

Die Datenbasis für diese fatalistische Einschätzung ist allerdings ziemlich dünn, wie Dengler betonte.

Mit der "Giant Aneurysma"-Studie wurde deswegen vor zwei Jahren ein europaweites Register gestartet, mit dessen Hilfe Verlauf und Therapieerfolge mit den unterschiedlichen Therapieansätzen bei angestrebt 320 Patienten aus 42 Zentren über fünf Jahre hinweg evaluiert werden sollen.

Mittlerweile sind 97 Patienten im Register gemeldet. Das erlaubt erste Auswertungen. Bei rund der Hälfte der Patienten macht sich das Riesenaneurysma durch so genannte Masseneffekte bemerkbar, erscheint also klinisch wie ein Hirntumor.

Bei jedem vierten ist eine Subarachnoidalblutung die Erstmanifestation. Weniger als jeder zehnte Patient hat Krampfanfälle.

Die bisherigen Daten zeigen auch, dass Riesenaneurysmen häufig aus heiterem Himmel symptomatisch werden. Deutlich mehr als die Hälfte der Patienten war vor dem Ereignis neurologisch völlig unauffällig.

In der Klinik stirbt dann knapp jeder fünfte Patient. Darüber hinaus gehende Daten liegen bisher noch nicht vor.

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