Demenz-Schutz: Sartane auf Platz Eins

Aufwind für die Sartane: Patienten, die gegen Bluthochdruck mit AT1-Blockern behandelt werden, entwickeln seltener eine Alzheimer-Demenz als Patienten mit anderen Blutdrucksenkern. Diesen bekannten Befund bestätigen jetzt britische Forscher.

Veröffentlicht:
Bluthochdruck treibt das Demenzrisiko nach oben.

Bluthochdruck treibt das Demenzrisiko nach oben.

© Raths/Getty Imag./iStockphoto

BRISTOL (BS). Stärker als andere Antihypertensiva scheinen AT1-Blocker vor einer Alzheimer-Demenz zu schützen.

In einer Fall-Kontroll-Studie hatten Hypertoniker unter AT1-Blockern im Vergleich zu anderen Blutdrucksenkern ein um 53 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko.

Unter ACE-Hemmern war das Risiko im Vergleich um 24 Prozent reduziert.

Studie mit 9197 Patienten ab 60 Jahre

Forscher um Dr. Patrick G. Kehoe von der Universität Bristol haben in einem britischen Register 9197 Hausarztpatienten im Alter ab 60 Jahre identifiziert, die antihypertensiv behandelt wurden und bei denen von 1997 bis 2008 Alzheimer-Demenz (5797 Patienten), vaskuläre Demenz (2186) oder unspezifische Demenz (1214) diagnostiziert worden war.

Ihnen wurden bis zu vier Kontrollpersonen gleichen Alters und Geschlechts aus derselben Arztpraxis gegenübergestellt (Journal of Alzheimer's Disease 2011; 26: 699).

Ergebnis: Patienten, die irgendwann einmal mindestens sechs Monate lang einen AT1-Blocker oder einen ACE-Hemmer erhalten hatten, entwickelten seltener irgendeine Form von Demenz als Patienten unter anderen Hochdruckmitteln.

Risikosenkung mit AT1-Blocker

Das Alzheimerrisiko wurde durch AT1-Blocker stärker reduziert als durch ACE-Hemmer (Odds Ratio 0,47 und 0,76). Bei den anderen Demenzformen fiel die Risikosenkung etwas geringer aus (vaskuläre Demenz: OR 0,70 und 0,82, andere Demenz: OR 0,62 und 0,85).

Die Schutzwirkung zeigte sich unabhängig von Alter, Begleiterkrankungen und Blutdruck der Patienten. Sowohl bei AT1-Blockern als auch bei ACE-Hemmern fanden sich Hinweise auf eine Dosisabhängigkeit der demenzpräventiven Wirkung.

Beschränkte sich die Analyse allerdings auf Patienten, die AT1-Blocker oder ACE-Hemmer als Monotherapie erhalten hatten, dann war nur bei den AT1-Blockern ein verringertes Demenzrisiko feststellbar.

Antidementive Wirkung von Sartanen durch Beteiligung des Angiotensin-II-Signalweges

Die geringere Inzidenz von Alzheimer-Erkrankungen unter AT1-Antagonisten steht in Einklang mit Ergebnissen aus früheren Beobachtungsstudien. Um die Kausalität des Zusammenhangs zu beweisen, ist allerdings die Bestätigung durch prospektive randomisierte Studien erforderlich, wie auch die Studienautoren betonen.

Eine mögliche Erklärung für eine antidementive Wirkung von Sartanen ist die heute postulierte Beteiligung des Angiotensin-II-Signalweges an der Alzheimerentstehung. AT1-Blocker haben nach dieser Theorie gegenüber den ACE-Hemmern den Vorteil, dass sie nicht den durch das Angiotensin Converting Enzyme (ACE) vermittelten Abbau der Beta-Amyloid-Peptide blockieren.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung