Akute Herzschwäche

Deutliche Unterschiede zwischen Mann und Frau

Veröffentlicht:

Je nach Geschlecht unterscheiden sich bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz die Symptome, Begleiterkrankungen und Behandlungsmuster. Das hat eine Studie mit 5000 Teilnehmern gezeigt.

Frauen haben im Vergleich zu Männern doppelt so oft eine Rechtsherzschwäche.

Frauen haben im Vergleich zu Männern doppelt so oft eine Rechtsherzschwäche.

© McPHOTO / imago

MÜNCHEN (eb). Forscher haben Daten von knapp 5000 Patienten mit akuter Herzschwäche analysiert. Basis war das Register ALARM-HF (Acute Heart Failure Global Registry of Standard Treatment). 37 Prozent der Daten kamen von Frauen.

Bei vielen der untersuchten Parameter gab es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, berichtete Studienautor Dr. John T. Parissis von der Uni Athen: Geschlechterdifferenzen gab es bei Symptomen, Begleiterkrankungen, auslösenden Faktoren für die akute Herzschwäche und Behandlungsmustern.

"Die Tatsache, dass Frauen eine bessere Ejektionsfraktion haben und seltener unter KHK leiden, dürfte ihre Lebenserwartung positiv beeinflussen", so Parissis.

"Andererseits scheint das Vorhandensein anderer schwerwiegender Begleiterkrankungen und die Tatsache, dass wichtige Arzneien wie Betablocker Frauen weniger häufig verschrieben werden, diesen Vorteil wiederum in negativer Weise auszugleichen." Das dürfte das letztlich gleich hohe Sterberisiko bei beiden Geschlechtern erklären.

Frauen: Nur halb so oft einen kardiogenen Schock wie Männer

Einige der signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen mit akuter Herzinsuffizienz waren bei Aufnahme in das Krankenhaus durchschnittlich älter als ihre männlichen Leidensgenossen und öfter als diese erstmals mit der Diagnose Herzschwäche konfrontiert.

Frauen hatten außerdem halb so oft wie Männer einen kardiogenen Schock, aber doppelt so oft eine Rechtsherzschwäche. Frauen wiesen auch einen höheren systolischen Blutdruck und eine höhere Herzfrequenz auf. Die Mehrheit der Frauen hatte eine erhaltene Ejektionsfraktion.

Was die beobachteten Begleiterkrankungen angeht, so hatten Frauen häufiger Vorhofflimmern, Herzklappenerkrankungen, Diabetes, Adipositas, Anämie und Depression.

Weniger oft als Männer hatten sie geraucht oder litten an Herzmuskelerkrankungen, einer koronaren Herzerkrankung, ungünstigen Blutfettwerten, Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

Deutlich unterschieden sich die Geschlechter laut der Analyse der ALARM-HF-Register-Daten bei der Behandlung: Zum Zeitpunkt der Krankenhaus-Aufnahme nahmen Frauen weniger häufig als Männer Angiotensin-Rezeptoren-Blocker, Beta-Blocker, Aspirin oder Clopidogrel.

"Unterschiede müssen in Behandlung berücksichtigt werden"

Aufgrund des bei Frauen häufiger vorhandenen Vorhofflimmerns nahmen Frauen öfter als Männer Digitalis oder Vitamin-K-Antagonisten. Beatmungs-Behandlungen erhielten Frauen und Männer gleich oft, Eingriffe wie Katheter-Interventionen, Bypass-Operationen oder intraaortale Ballonpumpen wurden an Männern deutlich öfter als an Frauen vorgenommen.

"Die Registerdaten und ihre geschlechtsspezifische Auswertung könnten auch einen Hinweis darauf geben, dass es bei der akuten Herzinsuffizienz deutliche pathophysiologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, die in der Behandlung berücksichtigt werden müssen", kommentiert Professor Eckart Fleck (Deutsches Herzzentrum Berlin), Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, die aktuelle Studie.

"In jedem Fall ist es wichtig, dass die bestehenden Behandlungsrichtlinien, die es zur Herzinsuffizienz gibt, konsequent umgesetzt werden, unabhängig vom Geschlecht."

ESC-Kongress-Dossier mit allen aktuellen Beiträgen auf www.springermedizin.de

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Belastungsfähigkeit verbessern

Regelmäßig in die Sauna – hilft das bei Herzinsuffizienz?

Diabetes, Herzinsuffizienz, CKD

RAAS-Inhibitoren: Seltener Hyperkaliämie bei Gabe von SGLT2-Hemmern

Sonderbericht

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Lesetipps
Professor Jan Galle

© Dirk Hoppe/NETZHAUT

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus