Diabetologen fordern Bürgerrecht auf Bewegung

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BERLIN (ble). Im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes haben sich Diabetologen für ein "allgemeines Bürgerrecht auf tägliche körperliche Aktivität" sowie eine transparentere Nährwert-Kennzeichnung bei Lebensmitteln ausgesprochen.

Ein Diabetiker misst seinen Blutzucker: Die Zahl der Diabetiker steigt in Deutschland rapide an.

Ein Diabetiker misst seinen Blutzucker: Die Zahl der Diabetiker steigt in Deutschland rapide an.

© Foto: Roche

Er hoffe auf die Unterstützung der Bundesregierung für die Pläne der Europäischen Kommission für eine verbesserte Kennzeichnung des Kaloriengehalts von Lebensmitteln, sagte der Präsident der Deutschen Diabetes Union Professor Eberhard Standl auf der 3. Vollversammlung des Nationalen Aktionsforums Diabetes mellitus (NAFDM) in Berlin.

Bei dem Treffen stellte der NAFDM den von drei Projektgruppen erarbeiteten Entwurf eines Eckpunktepapiers für einen Nationalen Aktionsplan Diabetes vor. In dem Papier fordern die Mitglieder des Forums einen neuen, gesamtgesellschaftlichen Ansatz im Kampf gegen Diabetes in Prävention, Versorgung und Forschung. Dazu gehören etwa neue Instrumente, um Hochrisikogruppen zu identifizieren, zielgenaue Präventionskampagnen und eine Evaluation aller Maßnahmen anhand von Registern und repräsentativen Kohortenstudien, sagte Standl.

Deutschland sei bei der Prävention bislang "eher ein Schlusslicht", sagte Professor Hans Hauner, Sprecher der Projektgruppe Prävention. Zwar gebe es zur Prävention viele Studien, doch seien die bisherigen Versuche, die Erkenntnisse in die Bevölkerung zu tragen, gescheitert. Viele Programme seien "von Akademikern für Akademiker" konzipiert und erreichten die sozial schwachen Schichten nicht.

Hauner forderte eine stärkere Vernetzung aller gesellschaftlichen Akteure, etwa über eine zentrale Koordinierungsstelle für die Planung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und eine Task Force von Bund und Ländern. Es müsse künftig konkrete Rahmenbedingungen und Finanzierungsmodelle für Präventionsprogramme geben.

Bei der Versorgung von Diabetespatienten forderte Professor Stephan Martin, Sprecher der Projektgruppe Versorgung und Versorgungsforschung, eine stärkere Rolle körperlicher Bewegung ein. "Viele diabetologische Schwerpunktpraxen konzentrieren sich zu sehr auf die Insulintherapie", sagte er. In der Diagnostik sprach sich Martin für eine allgemeine Kostenübernahme des oralen Glukosetoleranztests OGTT durch die Kassen aus. Um die Teilnahmequote an der Vorsorgeuntersuchung Check-up 35 zu erhöhen, schlug Martin einen Bonus für Ärzte und Patienten vor. Zudem forderte er mehr Zeit für das Arzt-Patienten-Gespräch. Dies müsse auch in der Honorierung der Ärzte niederschlagen.

Kritisch bewertete Martin die Versorgungslage in den Krankenhäusern. Oft werde der Internist erst dann hinzugezogen, wenn der Patient einen Blutzuckerwert von über 300 mg/dl habe.

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