5-jährige Kohortenstudie

Diagnose Mundhöhlenkrebs bringt häufig Depressionen mit sich

Um Patienten mit Mundhöhlenkrebs eine zielgerichtete Depressionsintervention anbieten zu können, ist es wichtig, entsprechende Risikofaktoren zu kennen. Niederländische Forscher haben sich auf die Suche gemacht.

Veröffentlicht:
Veränderungen in der Mundhöhle wie nicht heilende Wunden oder Schwellungen können Anzeichen für Mundhöhlenkrebs sein.

Veränderungen in der Mundhöhle wie nicht heilende Wunden oder Schwellungen können Anzeichen für Mundhöhlenkrebs sein.

© HENADZY / stock.adobe.com

Utrecht. Die Diagnose Krebs hat oft soziale, emotionale und psychologische Folgen und kann unter anderem depressive Störungen verursachen. So wurde zum Beispiel in einer Metaanalyse von 70 Studien bei 16,3 Prozent dieser Patienten eine schwere Depression berichtet (Lancet Oncology 2011; 12 (2): 160-174). Gerade auch die Diagnose Mundhöhlenkrebs ist ein lebensbedrohliches Ereignis. Forscher um Caroline M. Speksnijder von der Universität Utrecht wollten daher nun in ihrer Studie persönliche und klinische Charakteristika der Depression bei Patienten, die wegen malignen Erkrankungen der Mundhöhle behandelt wurden, identifizieren und quantifizieren. Zudem waren sie auf der Suche nach Faktoren, die das Risiko eines Patienten, 5 Jahre nach der Behandlung an einer Depression zu erkranken, erhöhen (Supportive Care in Cancer 2021; (29): 2907–2916).

Hierzu untersuchten sie insgesamt 141 Patienten mit primärem Mundhöhlenkrebs bis zu fünf Jahre nach der Erstbehandlung. Es wurde eine Mixed-Model-Analyse vorgenommen, wobei die Depression mit der Depressionsskala des Center for Epidemiological Studies (CES-D) als Ergebnismaßstab gemessen wurde. Diese füllten die Patienten aus, und zwar maximal 4 Wochen vor ihrer Primärbehandlung (Ausgangswert), 4 bis 6 Wochen nach der Operation und / oder 4 bis 6 Wochen nach der Strahlentherapie, sowie 6 Monate, 1 Jahr und 5 Jahre nach ihrer Erstbehandlung.

Knapp ein Viertel berichtet von Depressionen

Unter Verwendung des CES-D-Schwellenwerts von 16 als Indikator für eine klinische Depression berichteten 24,8 Prozent der Patienten von Depressionen vor der onkologischen Behandlung. 1 und 5 Jahre nach der Behandlung gingen die Symptome der Depression auf 20,4 bzw. 17,1 Prozent zurück.

Für die gesamte Studienpopulation betrug der durchschnittliche Depressionsscore vor der Behandlung 11,4 und ging 1 Jahr nach der Behandlung auf 9,3 und 5 Jahre nach der Behandlung auf 8,6 zurück. Die gesunden, altersentsprechenden Kontrollen berichteten zu 11,7 Prozent von Depressionen. Der durchschnittliche Depressionsscore der gesunden altersangepassten Kontrollen betrug 10,3.

Menschen mit emotionsorientiertem Bewältigungsstil sind anfälliger

Nach Auswertung ihrer Daten kommen die Autoren um Speksnijder zu dem Ergebnis, dass weibliches Geschlecht, ein Oberkiefertumor und ein emotionsorientierter Bewältigungsstil bei Patienten, die wegen Mundhöhlenkrebs bis zu 5 Jahre nachbehandelt wurden, mit höheren depressiven Symptomen verbunden sind. Ein erheblicher Anteil der Patienten mit Mundhöhlenkrebs leide sowohl vor als auch nach der Behandlung an starken Depressionen, was darauf hindeute, dass eine angemessene Diagnostik und Betreuung erforderlich sei, um schwere Depressionen bei diesen Patienten zu verhindern. (otc)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ergebnis der UNITE-Studie

Migräne plus Depression: Fremanezumab wirkt offenbar doppelt

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

© zoranm | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Metaanalyse

Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

© Studio4 | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Sommer, Sonne, Nebenwirkung?

Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Real-World-Datena bestätigten Ravulizumab in der klinischen Praxis

© [M] LASZLO / stock.adobe.com

Komplementinhibition bei generalisierter Myasthenia gravis

Real-World-Datena bestätigten Ravulizumab in der klinischen Praxis

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: Alexion Pharma Germany GmbH, München
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Abb. 1: LUMINANCE-Studie: Gesamtüberleben (OS) unter Behandlung mit EP (Etoposid + Platin) plus Durvalumab

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Kleinzelliges Lungenkarzinom

ED-SCLC: Real-World ähnliche Studie unterstreicht Effektivität von Durvalumab

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung