Dickdarmkrebs: 70 Prozent wird frühzeitig erkannt

30 000 Dickdarmkarzinome sind bei Vorsorge- Untersuchungen entdeckt worden. Davon waren 70 Prozent in den Stadien I und II. Bei Symptomen ist das nur die Hälfte.

Von Andreas Fischer Veröffentlicht:
Modell eines Tumors im Darm.

Modell eines Tumors im Darm.

© Sebastian Kaulitzki / fotolia.com

MÜNCHEN. Seit Ende 2002 können Männer und Frauen ab dem 56. Lebensjahr als Vorsorge gegen Darmkrebs auf Kosten der Krankenkassen eine Koloskopie machen lassen. "Wer zur Vorsorge geht, ist kein Patient, sondern ein Versicherter mit Anspruch!" betonte Dr. Christa Maar, Präsidentin des Netzwerkes gegen Darmkrebs und Vorstand der Felix Burda Stiftung in München.

An den Vorsorgeuntersuchungen haben zwischen 2003 und 2009 zwar nur 20 Prozent der Zielgruppe im Alter von 55 bis 74 Jahren teilgenommen. Aber nach Umfragen waren Koloskopien aus Anlass anderer medizinischer Fragestellungen bei etwa 50 Prozent der Personen dieser Altersgruppe bereits erfolgt, sodass hier eine zeitnahe Vorsorgeuntersuchung nicht unmittelbar in Betracht kam.

Von den rund 30 000 in Vorsorgeuntersuchungen entdeckten Dickdarmkarzinomen waren 70 Prozent noch in den Stadien I und II. Die Heilungschancen für Patienten mit diesen Tumoren liegt bei 90 Prozent. Wird ein Karzinom dagegen erst aufgrund von Symptomen diagnostiziert, befinden sich nur noch 40 bis 50 Prozent der Tumoren im Frühstadium, betonte Christa Maar. Bei den Vorsorgekoloskopien konnten zudem 80 000 Adenome mit einer Größe von über ein cm abgetragen werden.

Der Wissensstand in der Bevölkerung über Darmkrebs und geeignete Früherkennungsmethoden wird immer besser. Um aber deutlich mehr Personen für die Vorsorgeuntersuchung zu gewinnen, ist nicht nur die persönliche Ansprache durch den behandelnden Arzt - meist Hausarzt oder Gynäkologe -, sondern auch ein organisiertes Einladungsverfahren auf Basis der Daten von Einwohnermeldeämtern wichtig. Das Netzwerk gegen Darmkrebs unterstützt deshalb ein entsprechendes Pilotprojekt in Bayern, an dem die KV Bayerns und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit beteiligt sind.

Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg wies bei der Veranstaltung des Netzwerks gegen Darmkrebs darauf hin, dass das Risiko eines Kolonkarzinoms sich verdoppelt, wenn bei einem Verwandten ersten Grades dieser Tumor diagnostiziert worden ist. Er präsentierte Ergebnisse einer aktuellen Studie (Gastroenterology 2010; 138: 877): Danach betrug das relative Risiko für ein Kolonkarzinom 1,9 bei einem betroffenen Verwandten. Waren zwei Verwandte ersten Grades erkrankt, lag das relative Risiko für ein solches Karzinom bei 3,0. Verwandte ersten Grades von Darmkrebspatienten sollten sich deshalb zehn Jahre vor dem Alter dieses Angehörigen bei Diagnosestellung oder aber spätestens im fünfzigsten Lebensjahr einer Koloskopie unterziehen. Davon abzugrenzen sind Personen mit Verdacht auf eine familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) oder auf das Hereditary Non-Polyposis Colorectal Cancer (HNPCC). Diese Personen sollten in spezialisierten Zentren erfasst und bei Vorliegen der Erkrankung sehr früh jährlich koloskopisch kontrolliert werden.

Risikofaktoren wie Rauchen oder männliches Geschlecht erhöhen das Darmkrebsrisiko ebenfalls, erinnerte Brenner. Er betonte, dass Männer etwa zehn Jahre früher als Frauen das gleiche Erkrankungsrisiko erreichen. Diese Risikofaktoren müssten in Aufklärungs- und Informationsprogrammen verstärkt berücksichtigt werden.

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