Die Antikoagulation bei jungen Patienten hat sich gewandelt

MÜNCHEN (ner). Thrombosen und die Zahl antikoagulatorischer Therapien bei Kindern und Jugendlichen haben nach Angaben Münchner Hämostaseologen zugenommen. Zugleich ist ein Paradigmenwechsel bei der Antikoagulation zu verzeichnen.

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Zwar haben Kinder insgesamt nur selten Thrombosen im Vergleich zu Erwachsenen. Dennoch werden zunehmend mehr Thrombosen registriert, berichten Dr. Karin Kurnik und Dr. Christoph Bidlingmaier vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München in der "Monatsschrift Kinderheilkunde" (152, 2004, 581).

Gründe dafür sind verbesserte Behandlungsmöglichkeiten bei Hochrisikopatienten, etwa bei Kindern mit Herzfehlern oder in der Onkologie, aber auch verbesserte diagnostische Werkzeuge. Zugleich stehen Pädiater allerdings vor dem Problem, daß keine kontrollierten Studien zur Behandlung von Kindern mit Thrombosen existieren.

Lange galt unfraktioniertes Heparin (UFH) als einzige Behandlungsmöglichkeit. Die Einführung niedermolekularer Heparine (NMH) bei Erwachsenen habe auch die Therapie bei Kindern durchgreifend verändert, schreiben Kurnik und Bidlingmaier.

UFH, orale Antikoagulantien, aber auch Lysebehandlungen seien weitgehend verdrängt worden. Gründe dafür seien unter anderem die gute Vorhersehbarkeit der Wirkung und Steuerbarkeit von NMH, daß die Wirkung nicht durch Nahrung oder andere Medikamente beeinflußt wird, sowie ein Minimum an erforderlichem Monitoring.

Die Wirksamkeit und Sicherheit niedermolekularer Heparine seien für Prophylaxe und Therapie in klinischen Studien für Enoxaparin und Dalteparin belegt worden. Daher könne ihre Verwendung bei Kindern in allen Altersgruppen und bei jeder Art von Thrombosen empfohlen werden, so die Gerinnungsspezialisten.

Orale Antikoagulantien wie Phenprocoumon und Warfarin haben weiter eine Bedeutung in der Langzeittherapie. Wegen der besseren Steuerbarkeit überwiegen bei Säuglingen oder Kindern mit häufig wechselnden zusätzlichen Medikamenten die Vorteile der Warfarin-Therapie. Empfehlenswert sei die ein- bis zweimal wöchentliche Kontrolle des INR-Wertes, der für die meisten Indikationen zwischen 2,0 und 3,5 liegen sollte, so Kurnik.

Thrombozyten-Aggregationshemmer sind dagegen nur zur Prophylaxe arterieller Thrombosen oder nach unkomplizierten Hirninfarkten angezeigt. Hierbei wird nach Angaben der Münchner Hämostaseologen hauptsächlich Acetylsalicylsäure angewendet, neuerdings auch Clopidogrel. Das neue direkte orale Antikoagulanz Ximelagatran wird nach Einschätzung von Kurnik und Bidlingmaier auch in der Pädiatrie künftig an Bedeutung gewinnen.

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