Die Partikeltherapie steckt noch in den Kinderschuhen

BERLIN (hom). Die Zahl der Krebserkrankungen in Deutschland steigt: Im vergangenen Jahr waren es in Deutschland über 400 000 Neuerkrankungen.

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Als ein Hoffnungsträger in der Bekämpfung der Krankheit gilt die Partikeltherapie, bei der mit Protonen und Ionen bestrahlt wird. Befürworter wie Berlins früherer Gesundheitssenator Ulf Fink sprechen sogar von "einer der zentralen medizinischen Innovationen im Kampf gegen den Krebs". Für Donnerstag und Freitag hat Fink deshalb Experten aus Medizin, Politik, Wirtschaft und der Kassen zu einem "Nationalen Innovationsforum Medizin" nach Berlin eingeladen, um gemeinsam Chancen und Perspektiven der Protonen- und Schwerionentherapie auszuloten.

Diskussionsstoff dürfte es reichlich geben, denn in Schwung gekommen ist die Partikeltherapie in Deutschland bislang nicht. In München arbeitet die Firma "ProHealth AG" des Klinikbetreibers Hans Rinecker bereits seit Jahren an einer Anlage für Partikeltherapie, das "Rinecker Proton Therapy Center" (RPTC). Am Universitätsklinikum Heidelberg sollen Patienten mit schweren Krebserkrankungen ab dem kommenden Frühjahr mit Protonen und Schwerionen behandelt werden. An den Universitätskliniken in Essen und Kiel werden ebenfalls Anlagen für Partikeltherapie errichtet. Läuft alles nach Plan, dann werden Krebspatienten in München ab Anfang 2009, in Essen ab November 2009 und in Kiel ab dem Jahr 2011 mit den geladenen Teilchen bestrahlt. Das zur privaten Klinikkette Rhön Klinikum AG gehörende Uniklinikum Marburg-Gießen will ab August 2010 mit Protonen und Ionen behandeln. Die Städte Berlin und Leipzig planen den Bau von Anlagen zur Partikeltherapie.

Kassen halten nur fünf bis sechs Anlagen für refinanzierbar.

Ob sich die kostspieligen Anlagen, für die ein Betreiber zwischen 150 und 250 Millionen Euro aufbringen muss, am Ende tatsächlich rechnen, hängt vor allem davon ab, ob den Kliniken eine maximale Auslastung der Geräte gelingt oder nicht. Auch hier gibt es bislang mehr Frage- als Ausrufezeichen. Einige Kassen haben zwar in jüngster Zeit Versorgungsverträge mit den Betreibern der Anlagen in München, Heidelberg, Essen und Kiel für die Kostenübernahme der Protonen- und Ionenbestrahlung abgeschlossen. Dr. Werner Gerdelmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), stellt aber klar: "Unser Ziel ist es, die aufwendige Protonentherapie denjenigen Patienten zukommen zu lassen, die davon wirklich profitieren." Der Versorgungsvertrag umfasse daher auch nur "spezielle, seltene Indikationen"- darunter Tumore im Kindesalter, Leberzell-, Lungen-, Pankreas- und Ösophaguskarzinome sowie Kopf-Hals-Tumore und bestimmte Augentumore. Ob die Bestrahlung wirkt, soll durch begleitende Studien evaluiert werden.

Für Gerdelmann steht jedoch schon fest: "Für mehr als fünf bis sechs Einrichtungen sind in Deutschland weder genug Patienten vorhanden, noch werden die erheblichen Investitionskosten von über 140 Millionen Euro refinanziert."

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