Dopamin-Agonisten inital zögern motorische Komplikationen hinaus

BERLIN (ugr). Standardisierte Therapieempfehlungen bei Morbus Parkinson hält Professor Thomas Müller aus Bochum für fragwürdig. Patientenwünsche, Wirksamkeit und Verträglichkeit einer pharmakologischen Therapie variieren wie der Verlauf der Erkrankung. Deshalb sei bei jedem Patienten eine maßgeschneiderte Therapie indiziert.

Veröffentlicht:

Therapeutika der ersten Wahl im Initialstadium bei jüngeren Parkinson-Patienten sind Dopamin-Agonisten. Sie stimulieren kontinuierlich zentrale postsynaptische sowie striatale Rezeptoren und zögern motorische Komplikationen hinaus.

"Dies ist ein unbestreitbarer Vorteil im Vergleich zu L-Dopa", sagte Müller bei einem Symposium des Unternehmens Boehringer Ingelheim in Berlin. Eine retrospektive Analyse von 301 Patienten der CALM-PD-Studie×, die über vier Jahre lang untersucht wurden, belegte: Mit dem non-ergolinen Agonisten Pramipexol (Sifrol®) traten weniger motorische Spätkomplikationen auf als mit L-Dopa. Nahezu jeder zweite Patient (48 Prozent) blieb mit dem Dopamin-Agonisten ohne motorische Komplikationen, dagegen waren es nur 26 Prozent mit L-Dopa, sagte Müller.

Bei einer Therapie mit Dopamin-Agonisten kann es besonders in der Initialphase vermehrt zu Schwindel und Übelkeit kommen. Die Dosis der Medikamente müsste deshalb langsam gesteigert werden.

Müller wies darauf hin, dass die Lebensqualität von Parkinson-Patienten nicht nur durch motorische, sondern auch durch nicht-motorische Symptome beeinträchtigt werde; vor allem durch depressive Verstimmungen, Ängste und Schlafstörungen. Seine Befragungen bei über 5 000 Patienten hätten das bestätigt. Ganz offensichtlich sei hier Pramipexol ebenfalls hilfreich, so Müller. "Der Wirkstoff stimuliert nicht nur die Dopamin-D2-Rezeptoren sondern auch D3-Rezeptoren im limbischen System und frontalen Kortex." Auf diesem Wege wirke er antidepressiv und anti-anhedon.

In ersten Untersuchungen ließen sich damit Depressionen signifikant lindern und die Motivation verbessern, sagte Müller. "Diese Ergebnisse müssen jetzt durch weitere größere Studien unterstrichen werden."

×Das Akronym CALM-PD bedeutet: Comparison of the Agonist Pramipexole versus Levodopa on Motor Complications of Parkinson‘s Disease

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Große Fall-Kontroll-Studie

Demenz: Offenbar erhöhte Mortalität mit Benzodiazepintherapie

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Makro-Nahaufnahme eines Auges mit okulärer Rosazea.

© Audrius Merfeldas / stock.adobe.com

Schwere Komplikationen möglich

Augen-Rosazea: Erst sind’s die Lider, später auch die Hornhaut