Drogenkonsum oft wegen psychischer Störungen

MÜNCHEN (wst). Für nicht wenige Drogensüchtige ist der Konsum von Suchtmitteln auch ein Versuch, psychische Störungen zu lindern. Geht man auf diese Probleme beim Entzug nicht ein, ist ein Scheitern programmiert.

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Darauf hat der Psychoanalytiker, Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Jörg Gölz aus Berlin hingewiesen. Als Beispiele nannte Gölz auf dem Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin in München etwa angstgestörte oder sozial gehemmte Patienten, die sich mit Benzodiazepinen besser fühlen. Auch eine Neigung zu impulsiver Gewalttätigkeit werde mit Benzodiazepinen für viele beherrschbarer.

Nach Entzug der Drogen nehmen psychische Symptome bei vielen Patienten zu.

Für so manchen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit ADHS ist wiederum Kokain ein Mittel, das seine Aufmerksamkeitsstörung bannt. Patienten mit Kontrollzwängen unterdrücken diese mit regelmäßigem Rauchen von Cannabis. Quälende Gefühle der Leere, der Scham, der Wut aber auch Psychosen lassen sich durch Heroin oder andere Opiate lindern. Entzieht man solchen Patienten ihre Droge, sind sie psychisch oft auffälliger als vorher.

Bei einem Suchtmittelentzug sollte auch beachtet werden, dass die bisherige Tagesstruktur der Patienten zusammenbrechen könne. So liefere der Beschaffungsdruck bei Heroinsüchtigen oft eine stützende Struktur. Auch biete die Drogenszene ein Milieu von Anerkennung und Geborgenheit, das bei Abstinenz oder einer Umstellung auf eine legale Methadonsubstitution verloren gehen könne. Damit der Entzug klappt, müsse für geeignete Ersatzstrukturen gesorgt werden, so Gölz.

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