Dünnschichtzytologie immer beliebter

Es werden bis zu dreimal mehr Vorstufen des Zervixkarzinoms gefunden, wenn anstatt des konventionellen Papanicolaou-Tests eine Dünnschichtzytologie mit Computer-assistiertem Vorscreening der Präparate vorgenommen wird.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Der Vorteil durch die Dünnschichtzytologie mit Computer-assistiertem Vorscreening der Präparate wurde in der Rhein-Saar-Studie mit mehr als 20 000 Frauen dokumentiert. Mit der manuellen Dünnschichtzytologie fanden die Gynäkologen signifikant mehr histologisch bestätigte Zelldysplasien im Vergleich zur konventionellen Zytologie, so zum Beispiel 2,7-mal mehr zervikale intraepitheliale Neoplasien vom Grad I (CIN I) und dreimal mehr CIN-III-Veränderungen. Das sagte Privatdozent Hans Ikenberg aus Frankfurt am Main beim Fortbildungskongress der Frauenärztlichen Bundesakademie. Bei Computer-assistierter Auswertung der Abstriche mit dem ThinPrep®-Imaging-System betrug die Sensitivitätssteigerung sogar das 3,2- und 3,6-Fache, ohne dass im Vergleich an Spezifität eingebüßt wurde.

Patientin bei einer Zervixvorsorgeuntersuchung. Wie etwa in Großbritannien ist die Teilnehmerrate in Deutschland gestiegen. © Klaro

Patientin bei einer Zervixvorsorgeuntersuchung. Wie etwa in Großbritannien ist die Teilnehmerrate in Deutschland gestiegen. © Klaro

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Der Rechner nutzt optische Algorithmen

Das Computer-assistierte Vorscreening kombiniert nach Angabe von Ikenberg zwei Vorteile: die ermüdungsfreie Suche nach seltenen Ereignissen und die Überlegenheit des Menschen bei der Interpretation und abschließenden Bewertung der zellulären Veränderungen. Der Rechner nutzt optische Algorithmen, um abnorme Zellen mit großen und sehr dunklen Zellkernen zu finden. Erkennt das Gerät Gesichtsfelder mit vermutlich abnormen Zellen, werden diese von der Zytologieassistentin elektronisch markiert und können im Folgenden gezielt begutachtet werden. Der Scanvorgang bei einem Präparat erfolgt innerhalb von vier Minuten.

Verfahren ist bereits in vielen Ländern etabliert

In der Studie hatten Gynäkologen Zervixabstriche nach der Pap-Färbung beurteilt oder die Proben an erfahrene Zytologen in Köln geschickt. Dort waren die Abstriche als Dünnschichtpräparate geblindet sowohl manuell als auch computerunterstützt ausgewertet worden. PapIIID*-Veränderungen etwa waren manuell bei 218 von etwa 11 000 Frauen gefunden worden (1,9 Prozent), mit Hilfe des Computers bei 261 Frauen (2,3 Prozent). Zum Vergleich: In den teilnehmenden Gynäkologiepraxen, die jeweils mindestens 1000 Patienten in die Studie aufnehmen mussten, waren mit konventioneller Zytologie lediglich bei 0,67 Prozent der Frauen Pap-IIID-Veränderungen festgestellt worden.

Zellen eines mikroinvasiven Zervix-Karzinoms schieben sich in gesundes Gewebe vor. © Professor Thomas Iftner, Tübingen

Zellen eines mikroinvasiven Zervix-Karzinoms schieben sich in gesundes Gewebe vor. © Professor Thomas Iftner, Tübingen

© Professor Thomas Iftner, Tübingen

Die Dünnschichtzytologie hat sich in vielen Ländern bereits als Standard etabliert. In den USA werden darüber hinaus bereits die Hälfte der Untersuchungen mit Computerassistenz vorgenommen - dort liegt seit 2003 eine FDA-Zulassung für das Verfahren vor. Es gab in der Vergangenheit jedoch auch Kritiker, die in den publizierten Studien keine Belege für eine erhöhte Sensitivität und Spezifität gesehen haben. Daten aus Deutschland gab es bislang nicht.

Die Beteiligung an der Zervix-Ca-Vorsorge sei in den vergangenen Jahren gestiegen, konstatierte Ikenberg. Mit Teilnehmerraten von etwa 85 Prozent liege man mit Großbritannien oder den Niederlanden gleich auf. Dennoch sei hierzulande die Zervix-Ca-Inzidenz mit 13 pro 100 000 Einwohner deutlich höher als in diesen Ländern. "Weder Steigerungen der Teilnehmerraten, noch Verbesserungen der konventionellen Zytologie lassen Fortschritte in der Früherkennung erwarten", so Ikenberg. Man brauche sensitivere Methoden. Resultate der geplanten Kosten-Nutzen-Analyse der neuen Daten aus Deutschland stehen noch aus.

*Pap IIID: leichte bis mittelschwere Zelldysplasien, aus denen sich Präkanzerosen entwickeln können.

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