Durch frühen HPV-Nachweis lässt sich invasives Zervix-Ca verhindern

Es gibt fast kein invasives Zervixkarzinom ohne persistierende Infektion mit dem humanen Papilloma- Virus (HPV). Doch bei frühzeitigem Nachweis einer solchen Infektion lässt sich fast jedes invasive Zervixkarzinom verhindern.

Veröffentlicht:
Elektronenmikroskopie-Aufnahme von humanen Papilloma-Viren.

Elektronenmikroskopie-Aufnahme von humanen Papilloma-Viren.

© Foto: Iftner

WIESBADEN. Der entscheidende Schritt zur Karzinogenese ist die Persistenz der Infektion, hat Professor Karl Ulrich Petry aus Wolfsburg auf dem Gyn-Onko Update 2009 in Wiesbaden berichtet. Von der initialen HPV-Infektion bis zum Auftreten eines Zervixkarzinoms dauere es Jahre oder sogar Jahrzehnte.

Widerlegt sei die bisherige Annahme, dass lediglich zwölf Prozent der zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN) vom Grad 3 zu einem invasiven Karzinom führen. Tatsächlich passiere dies bei jeder zweiten bis dritten Zervixläsion dieser Art, sofern nicht oder nur unzureichend behandelt werde. Ganz wichtig sei ferner eine gewissenhafte Nachsorge, da das Karzinomrisiko selbst nach erfolgreicher Entfernung einer zervikalen intraepithelialen Neoplasie erhöht sei, sagte Petry im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

In Deutschland ist die Versorgungsstruktur bei Patientinnen mit auffälligen Zervixabstrichen verglichen mit den Nachbarländern einer Studie von Petry zufolge schlecht. Nur bei wenigen Frauen werde der Befund entsprechend der in den Leitlinien als Goldstandard empfohlenen Kolposkopie mit Biopsie abgeklärt. Und die Rate an Hysterektomien sei viel zu hoch. Am häufigsten werde die Messerkonisation angewandt, bei der der Gebärmutterhals mittels Skalpell kegelförmig ausgeschnitten wird. In den meisten westlichen Ländern und nach der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gelte die Methode wegen hoher Komplikationsraten und hoher Kosten als obsolet. Hier sieht Petry noch dringenden Verbesserungsbedarf.

Der Goldstandard zum Nachweis von HPV für den Einsatz im Zervix-Ca-Screening mit sehr guter klinischer Sensitivität und befriedigender Spezifität ist derzeit der Hybrid Capture Test (HC2-Test). Ein negatives Ergebnis schließe höhergradige zervikale Neoplasien mit sehr hoher Sicherheit aus, erläuterte Petry. Für die Genotypisierung fehle ein solcher Standard. Das erkläre unter anderem die sehr unterschiedlichen Daten mehrerer epidemiologischer Studien zur Häufigkeit einzelner HPV-Typen.

Am häufigsten seien, so Petry, genitale HPV-Infektionen in der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren. Von den 30- bis 35-jährigen Frauen seien bei Untersuchungen mit dem HC2-HPV-Test in Deutschland weniger als 10 Prozent und von den über 40-Jährigen weniger als 5 Prozent betroffen. Meist handele es sich um eine transiente Infektion, die innerhalb von 18 Monaten ausheile. (MV)

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen