Einführung einer neuen Wirkstoffklasse gegen Migräne verzögert sich

Migräne-Patienten müssen sich noch etwas gedulden, bis die neuen und nebenwirkungsarmen CGRP-Hemmer auf den Markt kommen. Zwar hat eine der Substanzen inzwischen drei größere klinische Studien erfolgreich bestanden, doch wird sich die Zulassung weiter verzögern.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

WIESBADEN. Die Blockade eines Eiweißes mit der Bezeichnung Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) ist ein neuer, viel versprechender Ansatz zur Migränetherapie. CGRP gilt als eine der Hauptmediatoren für Entzündungsreaktionen in den Hirngefäßen, die als Ursache von Migräneschmerzen angenommen werden. Inzwischen wurden mehrere Substanzen entwickelt, welche die Bindung von CGRP an die entsprechenden Rezeptoren im Nervensystem verhindern und somit die Übertragung von Schmerzsignalen stoppen.

Zuletzt hatte sich der CGRP-Rezeptorantagonist Telcagepant in einer Phase-III-Studie mit knapp 1300 Migräne-Patienten in der Akuttherapie bewährt. Eingeschlossen waren Patienten mit und ohne Aura, sie erhielten während einer moderaten oder schweren Migräne-Attacke 50 bis 300 mg des Wirkstoffs oder Placebo, hat Professor Frank Birklein von der Uniklinik Mainz auf der Fortbildungsveranstaltung Neuro Update in Wiesbaden berichtet. In der Dosis 150 und 300 mg war die Arznei einer Placebotherapie in allen Endpunkten signifikant überlegen, die Nebenwirkungsrate lag dabei auf Placeboniveau. Zuvor hatte sich Telcagepant als ähnlich wirksam wie Triptane erwiesen (wir berichteten) - bei deutlich weniger Nebenwirkungen.

Ein großer Vorteil ist etwa, dass Telcagepant im Gegensatz zu Triptanen keine Gefäßverengungen begünstigt und daher auch gut für Patienten mit Perfusionsstörungen oder Hypertonie geeignet wäre. "Die Einführung von CGRP-Antagonisten könnte die Migränetherapie deutlich verändern", so Birklein.

Bis es so weit ist, wird es allerdings noch etwas dauern. So wurde die Entwicklung eines anderen CGRP-Antagonisten mit der Bezeichnung MK-3207 eingestellt - wegen erhöhter Transaminasewerte. Erhöhte Leberwerte gab es auch bei einigen Patienten in Präventionsstudien mit Telcagepant - hier wurde die Arznei jedoch zweimal täglich über drei Monate hinweg eingenommen.

Inzwischen will das Unternehmen MSD den Wirkstoff Telcagepant vorerst nur zur Akuttherapie zulassen, Anträge auf Zulassung wurden jedoch noch nicht gestellt, hieß es auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". Man wolle noch die Ergebnisse weiterer Untersuchungen abwarten, so dass sich die zunächst für 2010 geplante Einführung noch einige Zeit verzögern dürfte.

Mehr zum Thema

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand