AML-Therapie

Enzymblocker als Ansatz

Ein Antidepressivum mit dem Wirkstoff Tranylcypromin macht Hoffnung auf eine verträglichere Leukämie-Therapie.

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FREIBURG. Für viele der häufig älteren Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) ist die Standard-Chemotherapie zu belastend, weshalb die Krankheit bei ihnen oft tödlich verläuft. Künftig könnten sie mit einer neuen, gut verträglichen Therapie behandelt werden, teilt die Uniklinik Freiburg mit.

Dabei sollen die Krebszellen mit einem mit Vitamin-A verwandten Präparat angeregt werden, sich zu ungefährlichen und funktionsfähigen Leukozyten weiterzuentwickeln.

Diese Behandlung ist bereits bei einer seltenen AML-Form, der akuten Promyelozyten-Leukämie (APL) sehr erfolgreich. Doch bei allen anderen AML-Patienten sind die Krebszellen vor vornherein resistent gegen den Wirkstoff, was bislang eine Behandlung verhinderte.

Tranylcypromin könnte Resistenz aufheben

Ein zweiter Wirkstoff (Tranylcypromin), der in Tablettenform bereits als Antidepressivum zugelassen ist, könnte diese Resistenz aufheben und so eine effektive und ambulant durchführbare Therapie ermöglichen, heißt es in der Mitteilung.

Die Wirksamkeit des Ansatzes wird derzeit in einer klinischen Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg an sechs onkologischen Zentren in Deutschland erprobt. Neben Patienten mit AML können auch Patienten mit einer Leukämie-Vorläufer-Erkrankung, dem Myelodysplastischen Syndrom (MDS), in die Studie aufgenommen werden.TRANSATRA steht für "TRANylcypromin-Sensibilisierung der Leukämiezellen gegenüber ATRA" und wird vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung" (DKTK) gefördert.

Das Vitamin-A-Präparat Tretinoin (ATRA) verändert das Ablese-Muster des Erbguts und kann somit als epigenetischer Wirkstoff bezeichnet werden. "Die Zellen werden umprogrammiert und nicht wie bei einer Chemotherapie abgetötet. Deshalb ist die Therapie auch wesentlich verträglicher", wird Studienkoordinator Professor Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation) des Uniklinikums Freiburg, in der Mitteilung zitiert.

Vielversprechendes Enzym

Um dieses Wirkprinzip auch auf die Behandlung anderer Formen von AML zu übertragen, gilt ein zentrales epigenetisch aktives Enzym, die Lysin-spezifische Histon-Demethylase 1 (LSD1), als vielversprechender Angriffspunkt. Hohe Konzentrationen an LSD1, wie sie besonders in AML-Krebszellen vorkommen, verhindern die Wirkung des Vitamin-A-Präparats. In Laborstudien konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch die Blockade von LSD1 das Vitamin-A-Präparat wieder wie gewünscht wirken kann.

Um LSD1 zu hemmen, setzen die Forscher auf den Enzymblocker Tranylcypromin. In Laborstudien wurde die Wirksamkeit der Kombinationstherapie aus Tranylcypromin und ATRA bereits nachgewiesen. Mittlerweile ist die Studie neben der Uniklinik Freiburg auch an den Unikliniken in Düsseldorf, Frankfurt, Heidelberg, München und Tübingen angelaufen. (eb)

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