Erst Statin-Therapie, dann der invasive Eingriff?

Vor invasiven Koronareingriffen kann eine kurzfristige Statin-Therapie vor Komplikationen schützen.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Eine Metaanalyse hat bei invasiven Koronareingriffen einen Vorteil für eine Vortherapie mit Statin ergeben.

Eine Metaanalyse hat bei invasiven Koronareingriffen einen Vorteil für eine Vortherapie mit Statin ergeben.

© S. Kaulitzk / fotolia.com

GAINESVILLE. Werden Patienten bereits einige Tage vor invasiven Koronareingriffen, etwa per Herzkatheter, mit einem Statin behandelt, reduziert dies das Risiko für postprozedurale Komplikationen. Belege dafür liefert eine aktuell publizierte Metaanalyse von 21 klinischen Studien.

Derzeit gilt die Empfehlung: Bislang mit Statinen nicht behandelte Patienten sollten nach einem invasiven Eingriff wie perkutane Koronarintervention (PCI) zur Sekundärprävention eine lipidsenkende Therapie mit Statinen erhalten. Eine routinemäßige Vorbehandlung mit einem Statin wird in Leitlinien nicht expizit empfohlen. Experten halten aber den Zeitpunkt für gekommen, daran etwas zu ändern.

Sie berufen sich auf Ergebnisse einer Metaanalyse, die sich auf Daten aus 21 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 4805 beteiligten Patienten stützt. Die meisten von ihnen hatten bis dato noch kein Statin erhalten. In diesen Studien war untersucht worden, welchen Einfluss eine bereits kurz (ein bis sieben Tage) vor invasiven Eingriffen initiierte Statin-Therapie auf das Risiko für postprozedurale Komplikationen wie Myokardinfarkt hat. Als Eingriffe wurden dabei - in der Regel elektive - PCI, koronare Bypass-Op und nicht kardiale Operationen einschließlich gefäßchirurgische Eingriffe berücksichtigt.

Wie die US-Forschergruppe um Dr. Anthony A. Bavry aus Gainesville in Florida berichtet, verringerte die kurzfristige Vorbehandlung mit Statinen die Inzidenz von postprozeduralen Myokardinfarkten relativ um 43 Prozent. Statistisch signifikant war diese Reduktion sowohl nach PCI (7,5 versus 13,3 Prozent) als auch nach nicht-kardialen Eingriffen (3,5 versus 7,6 Prozent), nicht aber nach Bypass-Operationen (1,4 versus 2,9 Prozent).

In den Studien zum Effekt nach Bypass-Operationen wurde das postoperative Auftreten von Vorhofflimmern durch die präoperative-Statin-Therapie signifikant um 46 Prozent verringert (19 versus 37 Prozent). Für die Gesamtsterberate ergab sich eine - auch hier nicht signifikante - relative Reduktion um 34 Prozent.

Die Studienautoren folgern aus diesen Ergebnissen, dass der routinemäßige Gebrauch von Statinen vor invasiven Eingriffen wie PCI in Betracht gezogen werden sollte. Dr. Kim A. Eagle und Dr. Vineet Chopra, die Autoren eines begleitenden Editorials, pflichten ihnen bei. Nach ihrer Ansicht "sollte kein Patient einem Koronareingriff unterzogen werden, der ohne Statin-Therapie ist". Es sei an der Zeit, an eine "neue Indikation für einen alten Freund" zu denken.

Beide Autoren verweisen aber auch auf noch vorhandenen Klärungsbedarf, etwa zur der Frage, was die optimale Statin-Dosis ist und ob bestimmte Statine besonders geeignet sind. Eagle und Chopra gehen davon aus, dass die cholesterinsenkende Wirkung nicht die Erklärung für die beobachtete rasche Wirkung sein kann. Vielmehr sei diese in den pleiotropen Effekten der Statine zu suchen: Verbesserung der Endothelfunktion, Stabilisierung vulnerabler Plaques und antiinflammatorische Aktivität.

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