Henne oder Ei

Erst versteifte Aorta, dann Hochdruck

Führt erhöhter Blutdruck auf Dauer zur Gefäßverhärtung oder treibt umgekehrt eine zunehmende Versteifung der Arterien den Blutdruck in die Höhe? Forscher glauben, auf diese Henne-oder-Ei-Frage jetzt die richtige Antwort geben zu können.

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Ei, Ei, Ei: Ob die Henne an einer Aortenversteifung leidet, ist unklar.

Ei, Ei, Ei: Ob die Henne an einer Aortenversteifung leidet, ist unklar.

© blickwinkel / imago

NORWOOD (ob). Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität der Gefäße immer mehr ab. Daraus resultiert ein zunehmender Verlust der Windkesselfunktion der Aorta. Sie ist dann immer weniger in der Lage, den durch die Ventrikelkontraktion entstehenden Pulsdruck zu puffern.

Folge ist, dass sich die Geschwindigkeit der Pulswelle in der Systole erhöht. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Reflexion von Pulswellen, was wiederum zu frühen Überlagerungen führt.

Addieren sich die Pulswellen bei normal elastischen Gefäßen erst in der Diastole, geschieht dies mit zunehmender Gefäßsteifigkeit schon in der Systole. Erhöhter Pulsdruck bedeutet aber erhöhte Herzarbeit.

Infolge der Abnahme des diastolischen Drucks leidet zudem die koronare Perfusion in der Diastole. Eine erhöhte Pulswellengeschwindigkeit wird von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) als ungünstiger Prognosefaktor eingestuft, der auch als Marker für hypertensive Endorganschäden dienen kann.

Die geschilderte Entwicklung muss aber keine pathophysiologische Einbahnstraße sein. Nach gängigem Verständnis ist nämlich eher der erhöhte Blutdruck der Bösewicht, von dem ausgehend die Gefäße geschädigt werden.

Ungünstiger Prognosefaktor

Ihre Steifigkeit wird durch den erhöhten Blutdruck beschleunigt, was dann wieder Konsequenzen für die pulsatile Hämodynamik hat.

Was also ist zuerst da - die Steifigkeit der Arterien oder die Erhöhung des Blutdrucks?

Um diese Frage zu klären, hat ein US-Forscherteam um Dr. Gary F.Mitchell die Daten von 1759 Teilnehmern der Framingham-Offspring-Kohortenstudie analysiert, die im Abstand von rund sieben Jahren in zwei Zeiträumen (1998-1999 sowie 2005-2006) erhoben worden waren (JAMA 2012, 308: 875).

In beiden Perioden sind jeweils zum einen die Blutdruckwerte der Teilnehmer gemessen worden.

Zum anderen wurde anhand von tonometrischen Parametern wie Pulswellengeschwindigkeit und Augmentationsindex die Steifigkeit der Aorta beurteilt. Dann ist nach der zeitlichen Beziehung zwischen Blutdruck und Aortensteifigkeit geschaut worden.

Ergebnis: Zeigten die tonometrischen Parameter in der ersten Periode eine erhöhte Gefäßsteifigkeit an, ergab sich eine signifikante Assoziation mit der Inzidenz von hypertonen Blutdruckwerten in der zweiten Periode.

Umgekehrt erwiesen sich aber initial erhöhte Blutdruckwerte als wenig hilfreich, um eine zunehmende Gefäßsteifigkeit in der zweiten Periode vorauszusagen.

Die Studienautoren schließen aus diesen Ergebnissen, dass die erhöhte Gefäßsteifigkeit der Vorläufer und nicht die Folge von Bluthochdruck ist.

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