Erste Erfolge mit Blutgefäßen aus Zellkultur

NOVATO (ob). Mit Tissue Engineering könnten in Zukunft künstliche Gefäße hergestellt werden. Solche Gefäße werden bereits erfolgreich als arteriovenöse Shunts für den Zugang bei Hämodialyse genutzt.

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Viele interdisziplinäre Forschergruppen arbeiten derzeit weltweit in Laboren an der In-vitro-Züchtung von körpereigenen Ersatzgeweben oder -organen in der Zellkultur. Die dabei genutzte, als "Tissue Engineering" (TE) bezeichnete Biotechnik ist unter anderen darauf ausgerichtet, funktionsfähige künstliche Gefäße zu erzeugen.

Dr. Nicolas l'Heureux und Dr. Todd McAllister aus Novato in Kalifornien haben ein spezielles TE-Verfahren entwickelt, mit dem sich allein aus autologen Körperzellen ohne Verwendung von Kunststoff als Stützmaterial Kunstarterien herstellen lassen. L'Heureux ist Medizinischer Leiter und McAllister Geschäftsführer beim kalifornischen Start-up-Unternehmen Cytograf Tissue Engineering.

Bei ihrem patentierten TE-Verfahren - sheet-based tissue engineering - werden zunächst Hautfibroblasten in der Zellkultur angezüchtet, die dann aus dem Kultursubstrat herausgelöst und vorübergehend um ein kleines Röhrchen gerollt werden. Nach einer weiteren mehrwöchigen Reifungsphase werden die Kunstgefäße vor der Implantation schließlich mit autologen Endothelzellen besiedelt. In ihren mechanischen Eigenschaften gleichen die Kunstgefäße natürlichen Gefäßen. In der jetzt veröffentlichten Studie sind die jeweils aus eigenen Körperzellen hergestellten Gefäße bei sechs Dialysepatienten als arteriovenöser Shunt implantiert worden (NEJM 357, 2007, 1451). Nachbeobachtet wurde 13 Monate.

Beim ersten Patienten funktionierte der Shunt während der gesamten Zeit, bis er nach einer Nierentransplantation nicht mehr benötigt wurde. Nur einmal musste wegen eines Aneurysmas ein kleiner Teil des 14 cm langen Transplantats, das ingesamt etwa 200 Mal punktiert wurde, reseziert werden. Der zweite Patient starb nach 39 Tagen, ohne dass sein Tod in Zusammenhang mit dem neuen Shunt stand. Nur beim dritten Patienten gab es Probleme in Form einer Shunt-Thrombose nach 12 Wochen. Bei weiteren drei Patienten bewährten sich die Kunstarterien bisher ohne Komplikation.

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