IDH1-Mutation

Erste Erfolge mit Impfung gegen Gliom

Nach ersten Erfolgen in tierexperimentellen Studien haben Mediziner und Krebsforscher einen mutationsspezifischen Peptid-Impfstoff bei 33 Patienten mit Gliom angewandt,

Veröffentlicht:

Heidelberg. Mediziner und Krebsforscher aus Heidelberg und Mannheim haben einen mutationsspezifischen Impfstoff gegen Gliome mit Erfolg in Phase I geprüft (Nature 2021; online 24. März).

In über 70 Prozent der Fälle von diffusen Gliomen entsteht infolge einer Genmutation statt des Enzyms IDH1 (Isocitrat-Dehydrogenase 1) ein „Neoepitop“, das vom Immunsystem als fremd erkannt werden kann. Forscher haben den Abschnitt des IDH1-Proteins mit der charakteristischen Mutation synthetisch nachgebaut.

Nach ersten Erfolgen in tierexperimentellen Studien wurde der mutationsspezifische Peptid-Impfstoff bei 33 Patienten mit IDH1-mutiertem Gliom angewandt, wie Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Universitätsmedizin Mannheim, Uniklinikum Heidelberg und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg in einer gemeinsamen Mitteilung berichten.

Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen

Bei keinem der Geimpften wurden schwerwiegende Nebenwirkungen beobachtet, bei 93 Prozent der Patienten reagierte das Immunsystem spezifisch gegen das Impfpeptid. Bei einem großen Teil der Geimpften beobachteten die Ärzte eine so genannte „Pseudoprogression“, ein Anschwellen des Tumors bedingt durch eine Armada einwandernder Immunzellen.

Diese Patienten hatten besonders viele T-Helferzellen im Blut, deren Immunrezeptoren spezifisch auf das Impfpeptid reagierten, wie Einzelzell-Sequenzierungen ergaben. Auch sei nachgewiesen worden, dass die aktivierten mutationsspezifischen Immunzellen in das Hirntumorgewebe einwandern, heißt es in der Mitteilung.

Phase-II-Studie wird vorbereitet

84 Prozent der vollständig Geimpften lebten noch drei Jahre nach der Behandlung, bei 63 Prozent schritt das Tumorwachstum innerhalb dieses Zeitraums nicht weiter voran. Unter den Patienten, deren Immunsystem spezifisch auf die Vakzine reagiert hatte, lebten sogar 82 Prozent für drei Jahre ohne Tumorprogress.

Aufgrund der bisher positiven Beobachtungen zu Sicherheit und Immunogenität soll jetzt in einer weiteren Phase-I-Studie die IDH1-Vakzine mit einem Checkpoint-Inhibitor kombiniert werden. Außerdem wird eine Phase-II-Studie vorbereitet, um zu klären, ob der IDH1-Impfstoff zu besseren Behandlungsergebnissen als die Standardtherapie allein führt. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Unzuverlässige Biopsie

Beim Prostatakarzinom heißt GG1 nicht immer indolent!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an