Erziehen oder verbieten? Kontroverse um Alkohol

BERLIN (se). Die Forderung nach einem generellen Alkoholverbot für Jugendliche unter 18 Jahren entzweit Deutschlands Politiker. Während die eine Seite Alkohol als gefährliches Suchtmittel einstuft und für ein Verbot eintritt, fordern andere mehr erzieherische Verantwortung des Staates und der Gesellschaft.

Veröffentlicht:

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Sabine Bätzing sprach sich gegen ein generelles Alkoholverbot für Jugendliche unter 18 Jahren aus. Bätzing hält es für dringlicher, darauf zu achten, dass die bestehenden gesetzlichen Grenzen eingehalten werden. Verantwortliche im Handel und in der Gastronomie müssten diese Regelungen ernst nehmen und schärfer kontrolliert werden. Bätzing regte ebenfalls an, den verantwortlichen Umgang mit Alkohol in der Gesellschaft stärker zu thematisieren.

Unterstützung erhielt Bätzing von Verbraucherschutzminister Horst Seehofer, der eine "Olympiade der Verbote" ablehnte. Der richtige Umgang mit Alkohol sei eine Erziehungs- und Aufklärungsfrage, so Seehofer.

Die Unions-Drogenexpertin im Bundestag Maria Eichhorn erneuerte jedoch ihre Forderung, Alkohol erst an Volljährige abzugeben. Der erste Alkoholkonsum finde immer früher statt und Praktiken wie "Rauschtrinken" nähmen auch bei den Mädchen immer mehr zu. Junge Menschen müssten vor Alkoholsucht und schweren Gesundheitsschäden geschützt werden.

Die Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn mahnte, dass Pauschal-Angebote wie Flatrate Parties der "Türöffner" für "Kampftrinken" unter Jugendlichen sei. Auch der FDP-Drogenexperte Detlef Parr appellierte an die Gastwirte, ihre Verantwortung mit Blick auf Jugendliche ernst zu nehmen. Es könne nicht sein, dass sie die Verführer einer kleinen labilen Gruppe seien, so Parr.

Die Bundesregierung arbeitet nach Angaben der Drogenbeauftragten bereits an einer Lösung des Problems. Zielgruppenspezifische Aufklärungskampagnen wie "Bist du stärker als Alkohol" oder dem Mitmachparcours "KlarSicht" werden insbesondere für junge Menschen angeboten.

Das Bundesmodellprojekt "HaLT - Hart am Limit" soll Kindern und Jugendlichen nach einer Einweisung ins Krankenhaus wegen Alkoholvergiftung Hilfe anbieten. Überzeugungsarbeit muss nach Auffassung des Geschäftsführers der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen Rolf Hüllinghorst auch von Erwachsenen geleistet werden. Sie müssten durch Alkoholverzicht Vorbild sein.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Verbot oder Freiheit - was ist gefährlicher?

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Modellregionen

Startschuss zum HÄPPI-Konzept Bayern

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Kommunikationsexperte Sven Blumenrath

© Michaela Schneider

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?