Krebskranke mit Schlaganfall

Es droht schnell ein neuer Schlag

Krebspatienten mit Schlaganfall haben ein hohes Risiko, unmittelbar danach erneut ein thromboembolisches Ereignis wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine Thrombose zu erleiden. Das hat eine retrospektive Analyse in den USA ergeben.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
CT-Aufnahme eines Gehirns eines Schlaganfall-Patienten.

CT-Aufnahme eines Gehirns eines Schlaganfall-Patienten.

© Allgemeinkrankenhaus Altona

NEW YORK. Krebszellen wuchern nicht nur, sie sezernieren auch die unterschiedlichsten Substanzen, unter anderem prokoagulatorische - diese regen die Gerinnung an und das wiederum macht Krebspatienten anfälliger für ischämische Schlaganfälle.

Es gibt aber auch Hinweise, dass solche Patienten stark gefährdet sind, nach einem ersten ein weiteres thromboembolisches Ereignis zu erleiden.

Wenn sich diese Vermutung bestätigt, könnte dies Konsequenzen für die präventive Behandlung von Krebspatienten nach einem Schlaganfall haben - für Dr. Babak B. Navi von der Weill Cornell Medical College in New York und Kollegen ein Anstoß, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Hohe Raten trotz kurzer Lebenszeit

Die Forscher sammelten retrospektiv Daten aus den Jahren 2005 bis 2009 von 236 Krebspatienten des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC). Analysiert wurden die Inzidenz und Charakteristiken der in dieser Patientengruppe auftretenden rezidivierenden Thomboembolien. Das Follow-up bis zum Tod war bei 230 Probanden verfügbar.

Von diesen Patienten erlitten 90 (39 Prozent) ein rezidivierendes thromboembolisches Ereignis - eine recht hohe Rate, denn die Teilnehmer lebten im Schnitt nur 84 Tage.

Darunter waren 57 Fälle von venösen Thromboembolien, 36 von erneuten ischämischen Schlaganfällen, 13 Herzinfarkte, zehn systemische Embolien und eine Transitorische ischämische Attacke (TIA).

Die kumulativen Raten an rezidivierenden Thromboembolien lagen nach einem Monat bei 21 Prozent, nach drei und sechs Monaten bei 31 und 37 Prozent, die Raten für erneute Schlaganfälle bei 7, 13 und 16 Prozent - diese seien damit fast dreimal so hoch wie bei Patienten mit Schlaganfällen aber ohne Krebserkrankung, schreiben die Autoren (Neurology 2014; 83: 26).

Präventive Therapie anpassen!

Allerdings konnten die Forscher nur das Vorhandensein eines Adenokarzinoms als statistisch signifikanten unabhängigen Risikofaktor für ein rezidivierendes thromboembolisches Ereignis identifizieren. Patienten mit dieser Krebsdiagnose (mit 60 Prozent in diesem Kollektiv die häufigste) hatten ein um 65 Prozent erhöhtes Risiko (HR: 1,65).

Die Studienautoren folgern daraus, dass Krebspatienten, insbesondere mit Adenokarzinom, nach einem akuten ischämischen Infarkt ein hohes Risiko haben, erneut einen Schlaganfall oder ein anderes thromboembolisches Ereignis zu erleiden - und das, obwohl die Lebenserwartung in diesem Patientenkollektiv normalerweise sehr kurz ist.

Diese Ergebnisse müssten jedoch erst in prospektiven Untersuchungen bestätigt werden, betonen Navi und seine Mitautoren.

Finde man noch den exakten zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismus, könne man die präventive Therapie entsprechend verbessern und dadurch derartige Komplikationen bei Krebspatienten in Zukunft vielleicht besser in den Griff bekommen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Unzuverlässige Biopsie

Beim Prostatakarzinom heißt GG1 nicht immer indolent!

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an