Europarekord: Fünf Jahre Leben mit Kunstherz

Ein fast normales Leben ohne Puls ist möglich, das beweisen jetzt drei Patienten der MHH-Hannover.

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Mit dem Linksherzunterstützungs­system "HeartMate II" leben drei Patienten in Deutschland bereits seit fünf Jahren.

Mit dem Linksherzunterstützungs­system "HeartMate II" leben drei Patienten in Deutschland bereits seit fünf Jahren.

© dpa

HANNOVER (eb). Sie leben mit einem Kunstherz so lange wie kaum ein anderer Mensch auf der Welt: In der Brust des heute 26-jährigen Nino Wolfram arbeitet seit dem 29. Oktober 2005 das kontinuierlich pumpende Herzunterstützungssystem "Heartmate II".

Der 50-jährige Uwe Schulze hatte sein Kunstherz zwei Wochen später eingesetzt bekommen und der 28-jährige Bastian Heidhoff bereits drei Monate zuvor. In dieser Zeit hat die Miniaturpumpe bei jedem Patienten knapp 15 Millionen Liter Blut gepumpt, nur in den USA leben zwei Patienten noch etwas länger mit dem Herzunterstützungssystem, berichtet die Medizinische Hochschule Hannover (MHH).

Sie hat den drei Männern unter Leitung von Professor Martin Strüber die Lebensretter eingesetzt.

Waren die winzigen Pumpen zunächst als kurzfristige Überbrückungssysteme gedacht, tun sie mittlerweile seit fünf Jahren ihren Dienst. Die Patienten können wieder Treppen steigen, Rad fahren, sich mit Freunden treffen und sogar ins Fitnessstudio gehen.

Da diese Pumpen wie eine kleine Turbine funktionieren und somit das Blut kontinuierlich befördern, haben die Patienten in Ruhe keinen Puls mehr. "Vor fünf Jahren konnten wir nicht sicher sein, dass ein Leben ohne Puls über Jahre hinweg gut geht und sämtliche Organe sich auf die Pulslosigkeit einstellen können", so Gefäßchirurgie Strüber.

"Nun haben wir die Gewissheit." Die MHH hat seit 2005 mehr als 150 Patienten mit Kunstherzen versorgt und ist damit eines der größten Zentren in Europa, die derartige Unterstützungssysteme implantiert. "Das ist zwar nur die zweitbeste Versorgung für unsere Patienten, aber da es nicht genügend Spenderherzen für eine Transplantation gibt, müssen wir darauf zurückgreifen", so Professor Axel Haverich von der MHH.

Bei den Kunstherzen handelt es sich um Linksherzunterstützungssysteme: Ein etwa zwölf Zentimeter langes und 375 Gramm schweres Gerät wird an die linke Herzkammer angesetzt. Eine winzige, titanbeschichteten Kreiselpumpe pumpt das Blut über die Aorta in den Körper. Ein Kabel verbindet das Kunstherz mit der Steuerelektronik und den Batterien, die außerhalb des Körpers in einem Gürtel getragen werden. Als Komplikationen können Infektionen und Entgleisungen der Blutgerinnung auftreten.

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