Ibuprofen plus Coffein

Fixkombi bei Schmerzen bald als OTC-Arznei

Coffein erhöht die Wirkung von Ibuprofen, ohne dass mit vermehrten Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Veröffentlicht:

MANNHEIM. Erstmals wird in Deutschland zur Akuttherapie mäßiger bis starker Schmerzen demnächst eine Fixkombination aus Ibuprofen plus Coffein verfügbar sein: In der Zulassungsstudie wurde durch das Adjuvans die schmerzlindernde Wirkung von Ibuprofen in den ersten acht Stunden um circa 30 Prozent erhöht.

Thomapyrin® Tension Duo enthält 400 mg Ibuprofen und 100 mg Coffein und ist voraussichtlich Ende des Jahres OTC in Apotheken erhältlich. Ibuprofen ist gut wirksam und verträglich und das beliebteste Schmerzmittel in Deutschland, sagte Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther von der Neurologischen Klinik der LMU München. Durch Coffein werde die Wirksamkeit von Ibuprofen erhöht, ohne dass mit vermehrten unerwünschten Wirkungen zu rechnen sei.

Wirkstoffgehalt einer Tasse Kaffee

Durch seine Wirkung im Nervensystem verstärkt und beschleunigt Coffein analgetische Effekte. Zudem verbessert die vasoaktive Substanz die Resorption von Medikamenten. Die in einer Tablette enthaltenen 100 mg Coffein entsprechen etwa dem Wirkstoffgehalt einer Tasse Kaffee, sorgen aber für eine gesicherte Dosis, so Förderreuther bei einer vom Unternehmen Sanofi-Aventis unterstützten Veranstaltung anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses. Eingenommen werden sollen bei Akutschmerzen maximal drei Tabletten täglich über maximal drei Tage.

Die bessere Wirksamkeit der Fixkombi im Vergleich zur Ibuprofen-Monotherapie wurde in der Zulassungsstudie bei insgesamt 562 jungen Erwachsenen mit 3-4 Weißheitszahn-Extraktionen und mäßigen bis schweren Schmerzen (NRS = 5) belegt. Die Fixkombi war im Verlauf von 15 Minuten bis 8 Stunden nach Einnahme bei der Schmerzlinderung den drei Vergleichsgruppen (Ibuprofen mono, Coffein, Placebo) überlegen. Eine bedeutsame Schmerzlinderung wurde unter Ibuprofen / Coffein im Median nach 1,13 Stunden im Vergleich zu 1,78 Stunden unter Ibuprofen mono (p=0,0001) erreicht, sagte Förderreuther.

Höhere Ansprechrate

Die Ansprechrate (50-prozentige Schmerzlinderung im Verlauf von sechs Stunden) betrug 71 Prozent in der Fixkombigruppe im Vergleich zu 53 Prozent unter Ibuprofen. Der Bedarf an Rescue-Medikation betrug 16 Prozent vs. 33 Prozent. Bei der Verträglichkeit gab es keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen, so Förderreuther. Es gab keine schweren unerwünschten Wirkungen und keine Therapieabbrüche in der fünftägigen Nachbeobachtungsphase.

Misch-Analgetika erleben eine Renaissance. Während noch Ende der 1990er Jahre davon abgeraten wurde, sprächen jetzt die Daten für Coffein-haltige Kombinationspräparate, fügte Professor Thomas R. Tölle, Neurologe am Klinikum rechts der Isar in München hinzu. Ausgeräumt wurden Vorbehalte bezüglich Nephrotoxizität, Abhängigkeitspotenzial und Förderung von Kopfschmerz. (rf)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus