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Forschung gegen Rückenbeschwerden

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FRANKFURT/MAIN. Ganzheitliche und wenig invasive Ansätze bleiben bei Rückenschmerzen oft unberücksichtigt, erinnert die DGSP (Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention). Dabei bieten oft bereits kleine Verhaltensänderungen oder Übungen gute Heilungschancen.

Hier setzt das Großprojekt "Ran Rücken" an, initiiert und gefördert vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp). Das Besondere: Wissenschaft aus Spitzensport und allgemeinem Gesundheitswesen sind eng miteinander verknüpft.

Ziel der Studie sei unter anderem die Entwicklung einer ökonomischen, effizienten Diagnostik für niedergelassene Ärzte, Kliniken, Vereins- und Verbandsärzte, so die DGSP. Auch werden Übungen undTrainingsformen zur Verbesserung der Balance und Stabilisationsfähigkeit des Rumpfes in zeitsparender Durchführung bis maximal zehn Minuten entwickelt.

Neunzig Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben unter Rückenschmerzen, jeder Vierte sogar regelmäßig. Die Ursachen sind vielfältig und oft schwierig zu diagnostizieren - insbesondere bei schmerzhaften chronischen und unspezifischen Beschwerden.

Häufig werde schnell auf invasive Diagnostikmethoden oder Operationen zurückgegriffen, moniert die DGSP in ihrer Mitteilung. Dabei sähen nicht nur Patienten diese Verfahren zunehmend kritisch. Auch die aktuelle Nationale Versorgungsleitlinie beurteile den Einsatz bildgebender Verfahren und Operationen bei Rückenschmerzen mit Vorbehalt.

Gefordert werden insbesondere strengere Richtlinien für ihre Anwendung. "Rückenschmerzen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft, nicht nur gesundheitlich für den Einzelnen, sondern auch für unser Gesundheitssystem und damit die Allgemeinheit. Was wir benötigen, sind gut umsetzbare und wirkungsvolle Diagnostik- und Behandlungsalternativen jenseits schwerwiegender Eingriffe. Hier sehen wir noch sehr viel Potenzial und eben dies wollen wir erforschen", wird Jürgen Fischer, Direktor des BISp, zitiert.

Auf der Suche nach Behandlungsansätzen schlage das Projekt "Ran Rücken" jetzt neue Wege ein, so die DGSP. Dabei sollen Erkenntnisse aus der Spitzensportforschung für die breite Bevölkerung nutzbar gemacht werden.

Der Schwerpunkt der Diagnostik liegt dabei auf funktionellen Ansätzen. Bei diesen werden neben der regulären klinischen Untersuchung umfassende Bewegungs- und Verhaltensanalysen vorgenommen. Bestandteile sind unter anderem motorische Tests zur Balancefähigkeit, die Analyse von Bewegungsabläufen, aber auch die psychologische Erfassung von Schmerzwahrnehmung und -verhalten.

Im Fokus der sich hieraus ergebenden Therapie und Prävention stünden innovative Ansätze, beispielsweise des sensomotorischen Krafttrainings und verhaltenstherapeutische Ansätze, heißt es in der Mitteilung.

Vielfältige Ursachen, vielfältige DisziplinenDie Dimensionen des Projekts zeigten, dass die Übertragung von Behandlungsmethoden aus dem Spitzensport auf die Allgemeinbevölkerung ein ambitioniertes Projekt ist.

Forschergruppen aus 13 renommierten Einrichtungen in Deutschland beteiligen sich am Projekt "Ran Rücken". Der Name des einzigartigen Netzwerks: Medicine in Spine Exercise, kurz MiSpEx. Neben zahlreichen sportmedizinischen und sportwissenschaftlichen Lehrstühlen sowie verschiedenen Universitäts- und Spezialkliniken beteilige sich auch die Luftwaffe, berichtet die DGSP.

"Die Ursachen von Rückenschmerzen sind so vielfältig wie die Menschen. Deshalb untersuchen wir im MiSpEx-Netzwerk unspezifische Rückenschmerzen auf allen Ebenen. Angefangen bei der sportmedizinischen Untersuchung unterschiedlicher Schmerzbilder über Auswirkungen von Bewegungsmustern und Belastungen bis hin zu psychosozialen Faktoren", wird Professor Frank Mayer aus Potsdam zitiert, Leiter des Forschungsvorhabens und Mitglied im Wissenschaftsrat der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP).

Insgesamt arbeiten in dem Projekt, das aus 17 Teilstudien besteht, über sechzig Forscherinnen und Forscher aus verschiedensten Fachgebieten zusammen. Das Projekt "Ran Rücken" setze sowohl mit seinem Umfang als auch mit seiner Interdisziplinarität neue Maßstäbe, heißt es in der Mitteilung.

Das Besondere aber sei die Verbindung von Erkenntnissen aus dem allgemeinen Gesundheitswesen mit dem Wissen aus der Spitzensportforschung. Neben Patienten aus der Allgemeinbevölkerung seien auch viele Spitzensportler und -sportlerinnen aus allen Disziplinen unter den Probanden - bis hin zu Olympioniken sowie Teilnehmern von Europa- und Weltmeisterschaften.

"Die unterschiedlichen Voraussetzungen unserer Patienten und die bundesweite Vernetzung von spezialisierten Wissenschaftlern zeichnen Ran Rücken aus. Auf dieser Basis übertragen wir Erkenntnisse aus der Spitzensportforschung in die Bevölkerung. Am Ende profitieren dadurch nicht nur die Athletinnen und Athleten, sondern die ganze Gesellschaft", sagt Mayer.

Im Frühjahr 2014 werden erste Ergebnisse zur Diagnostik, Therapie und Prävention vorliegen, kündigt die DGSP an. (eb)

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