Froschgift-Derivat spürt Alzheimer früh auf

Mit einem neuen PETBiomarker wollen Forscher der Uni Leipzig eine Alzheimer-Erkrankung schon sehr früh nachweisen - möglicherweise bereits zu Beginn der Symptome.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Professor Osama Sabri zeigt erste Bilder mit einem neuen PET-Marker.

Professor Osama Sabri zeigt erste Bilder mit einem neuen PET-Marker.

© mut

Um eine Alzheimer-Erkrankung zu stoppen, müssten Therapien in einem viel früheren Stadium beginnen, als dies heute der Fall ist - darin sind sich die meisten Experten einig. Allerdings kann man Alzheimer bisher erst dann zuverlässig diagnostizieren, wenn die Patienten schon deutliche Symptome haben.

Dies könnte sich bald ändern: Auf der Medica Vision haben Forscher um Professor Osama Sabri vom Uniklinikum Leipzig einen neuen PET-Biomarker vorgestellt, der an nikotinerge Acetylcholin-Rezeptoren bindet.

Diese werden schon früh im Laufe der Erkrankung durch lösliches Beta-Amyloid herunterreguliert, und zwar bevor sich die typischen Beta-Amyloid-Plaques bilden. Ein PET-Marker für diese Rezeptoren sollte daher wesentlich früher Alzheimer aufspüren als etwas das Beta-Amyloid-PET, das seit Kurzem zur Verfügung steht.

Eine Analyse der nikotinergen Rezeptoren wäre zwar bisher schon mit 18F-PET-Tracern möglich, so Sabri, doch die Scandauer würde sieben Stunden betragen. Die Leipziger Forscher haben nun aus dem Froschgift Epibatidin ein ungiftiges Derivat hergestellt (NCFHEB, Norchlor-Fluor-Homo-Epibatidin), das spezifisch an nikotinerge a4ß-Rezeptoren bindet.

Die Vorteile: Die Substanz ist der bislang stabilste PET-Marker in der Neurologie - selbst nach Stunden wird sie kaum abgebaut, und ein Scan damit dauert nur 15 Minuten.

Sabri zeigte auf der Medica erste Scans von vier Menschen mit Alzheimer und zwei Gesunden: Bei gesunden Menschen sind die nikotinergen a4ß-Rezeptoren praktisch im ganzen Gehirn in hoher Konzentration vorhanden, das PET-Signal ist entsprechend stark. Dagegen ist es bei Alzheimer deutlich reduziert.

Wie gut und früh der Marker Alzheimer erkennt, wird nun in größeren Studien geprüft. Sabri ist aufgrund der ersten Daten aber optimistisch, dass er deutlich sensitiver ist als vorhandene PET-Methoden.

Mehr zum Thema

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

US-amerikanischer Neurologen-Kongress

Neue Daten zu Lecanemab: Frühe Alzheimer-Therapie lohnt sich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert