Baby-Pucken

Gefährlicher Trend

Babies eng in Tücher einzuwickeln, um sie zu beruhigen, gefährdet die Entwicklung der Hüfte.

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) sieht die Erfolge des Hüftscreenings für Kinder durch den Trend des Baby- Einwickelns gefährdet.

Das sogenannte "Baby-Pucken" soll Säuglinge durch enges Einwickeln in Tücher beruhigen, bindet aber die Beine in Streckstellung zusammen. Dies könnte zu einer Zunahme der Hüftfehlstellungen führen, befürchten die Ultraschallexperten.

Je nach Dauer des Puckens wirken hier Kräfte, die das Wachstum der Hüfte verändern und verlangsamen. Die Hüfte reift nicht normal aus und es kann sich eine Hüftdysplasie entwickeln, bei der Gelenkkopf und -pfanne nicht aufeinander passen. "Das geht bis hin zum Ausrenken des Gelenks", wird Dr. Tamara Seidl, Oberärztin der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Wirbensäulenchirurgie am Franziskus Hospital in Bielefeld in einer Mitteilung der Gesellschaft zitiert.

Sie schilderte ein Fallbeispiel aus der eigenen Praxis, bei der das Kind beim Ultraschall nach der Geburt unauffällig war, im Alter von fünf Wochen jedoch Hüftreifungsstörung entwickelte. "Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass das Kind gepuckt wurde", so die Medizinerin.

Problematisch wird es besonders dann, wenn die Veränderungen erst nach der dritten Vorsorgeuntersuchung auftreten, warnt die DEGUM. Denn bei der "U3" in der vierten bis fünften Lebenswoche untersuchen Kinderärzte regelhaft die Hüften der Babies per Ultraschall und könnten die Schäden noch entdecken.

Aktuelle Zahlen aus Australien zeigten eine Verdreifachung der spät diagnostizierten Hüftdysplasie-Fälle nach dem dritten Lebensmonat - trotz eines frühen klinischen Screenings. "Die Ursachen für diese Entwicklung der letzten Jahre sind nicht ganz klar, aber ein Zusammenhang mit dem Pucken ist sehr wahrscheinlich", so Seidl.

Andere Tragetechniken fördern die Hüftentwicklung des Säuglings hingegen, erklärt die Gesellschaft. (mmr)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Wolfgang P. Bayerl 10.06.201608:33 Uhr

nicht nur Baby-Pucken auch Ritalin

ist schädlich als Mittel "zur Ruhigstellung".

Dr. Thomas Georg Schätzler 09.06.201622:22 Uhr

Das bewegte Kind!

Wer Babies bis zur Bewegungsstarre “pucken” will, unterdrückt ihren natürlichen Bewegungsdrang. Mit derartig redressierenden Methoden kommen die Kinder keineswegs besser in den Schlaf – sie geben nur nach erfolglosen Rebellionsversuchen irgendwann entnervt und erschöpft auf, fügen sich und schlafen ein. Nur einfältige Eltern registrieren dies als Erfolg und nicht als Nebenwirkung ihrer “erzieherischen” Maßnahme.

Genau so schuf man in China und Japan traditionell kleine Füße als weibliches Schönheitsideal – in dem Füße der kleinen Mädchen redressierend eingewickelt wurden!

Sekundäre Fehlhaltungen, Knochen- und Gelenk-Entwicklungs- bzw. Motilitäts-Störungen sind die Folge des “Puckens”.

Wurm gräbt, Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft und bewegt sich – so einfach ist das!

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Abb. 1: sPGA-Ansprechen über zwei Jahre

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Psoriasis-Therapie bei Kindern und Erwachsenen

PDE-4-Hemmer: erste orale Systemtherapie für Kinder − auch bei besonderen Manifestationen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Amgen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung