Kommentar
Gendoping ist keine Zukunftsmusik
Gendoping ist kein Schreckgespenst der Zukunft. Bereits Anfang 2006 wurde bekannt, dass sich der ehemalige Leichtathletiktrainer Thomas Springstein mit einem niederländischen Arzt per E-Mail über Repoxygen ausgetauscht hatte. Der Gentherapie mit Repoxygen liegt die Idee zugrunde, per viraler Genübertragung (Vektor) die Information, wie EPO synthetisiert wird, in den Kern von Muskelzellen einzuschleusen. Ein parallel dazu entwickelter sauerstoffempfindlicher Faktor sollte die Aktivität des EPO-Gens regulieren.
Das Präparat kam zwar nie auf den Markt; doch Experten sahen in der Affäre den Beleg, dass das Gendoping-Zeitalter längst begonnen hat. Aus diesem Grund ist zu begrüßen, dass sich das Büro für Technikfolgen-Abschätzung (TAB) intensiv mit dem Thema befasst. In seinem Abschlussbericht ist das TAB um Klärung der Begrifflichkeit bemüht, was helfen kann, die mitunter hysterisch geführte Debatte zu versachlichen.
Der genetisch gezüchtete Superathlet bleibt (vorerst) eine Horrorvision. Dagegen liegt die Modifikation der körpereigenen Genaktivität schon im Bereich des Machbaren. Das bedeutet, dass dringend Tests entwickelt werden müssen, die derartige Manipulationen aufdecken. Bis dahin tun Dopingkontrolleure gut daran, Proben weiter einzufrieren.
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