Gentest erleichtert Therapie-Entscheidung bei CLL

ATLANTA (nsi). Die Therapie bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) lässt sich durch neue Strategien verbessern. Dazu gehört etwa die Therapie- Entscheidung aufgrund zytogenetischer Befunde.

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Weil allgemein mehr Routine-Blutuntersuchungen als früher gemacht werden, wird CLL immer häufiger im frühen Stadium erkannt. Sie kann dann aber sehr unterschiedlich verlaufen. Die Prognose der CLL in frühen Stadien variiert stark - zwischen einigen Monaten und zwei Dekaden. Intensiv diskutiert wird deshalb, welche Parameter mit einem günstigen oder ungünstigen Verlauf assoziiert sind und wie diese in der Therapie-Entscheidung zu berücksichtigen sind.

Bei der Jahrestagung der American Society of Hematology in Atlanta wurde eine Auswertung von Daten der Deutschen CLL-Studiengruppe (GCLLSG) vorgestellt: von 585 Patienten, die bei der Diagnose im Stadium Binet A waren. In diesem Stadium haben die Patienten eine Lymphozytose, weniger als drei vergrößerte Lymphknotenregionen, einen Hb von 10 g/dl und 100 000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut.

Durchschnittlich lebten die Patienten 57 Monate noch ohne Fortschreiten der Erkrankung. Patienten aus einer Hochrisikogruppe lebten mit 25 Monaten signifikant kürzer progressionsfrei als Patienten aus der Gruppe mit nicht erhöhtem Risiko (im Mittel 88 Monate). Hochrisiko ist definiert als erhöhte Werte für das Enzym Thymidinkinase oder für das Beta-2-Mikroglobulin und kurze Lymphozytenverdoppelungszeiten (unter einem Jahr) oder diffuse Knochenmarkinfiltration.

Patienten leben im Schnitt fünf Jahre ohne Progression der Erkrankung.

Da sich jedoch die diffuse Knochenmarkinfiltration in dieser Studie als schwacher prognostischer Marker für den Verlauf der CLL in frühen Stadien erwiesen hat, wird sie deshalb von der Studiengruppe nicht mehr für diesen Zweck empfohlen. Konventionelle Chemotherapien, entweder mit Alkylantien wie Chlorambucil oder mit Purinanaloga (Fludarabin, Cyclosphosphamid) können maligne Zellen nicht vollständig beseitigen.

Höhere Ansprechraten, zum Teil auch in Form kompletter Remissionen - also kein Nachweis von Tumoren für mindestens vier Wochen - lassen sich durch neue Substanzen wie monoklonale Antikörper erzielen. Wer aber soll behandelt werden? In die Entscheidung für oder gegen eine Primärbehandlung sollten zytogenetische Befunde einbezogen werden, machte Professor Dr. Stephan Stilgenbauer von der Universität Ulm deutlich.

Bestimmte Genveränderungen verschlechtern Prognose

Bei etwa 8 von 10 Patienten mit CLL lassen sich Chromosomen-Veränderungen nachweisen. So haben CLL-Kranke mit Genverlusten auf den Chromosomen 17 oder 11 - als Deletionen bezeichnet - eine schlechtere Prognose als Patienten mit normalem Erbgut oder einem Genverlust auf Chromosom 13.

Genverlust auf Chromosom 17, der verbunden ist mit dem Funktionsverlust des Gens für das Tumorsuppressor-Protein p53, geht mit einem geringen Ansprechen auf konventionelle Zytostatika einher. Für solche Patienten könne eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab schon in der Erst-Therapie sinnvoll sein, sagte Stilgenbauer. Die Effekte des Antikörpers sind weniger abhängig vom Karyotyp, also dem Erscheinungsbild des Chromosomensatzes, als die der Zytostatika.

Antikörper-Therapie bremst die Progressions-Rate

Das geht unter anderem aus der Ende 2007 publizierten CAM307-Studie mit fast 300 zuvor nicht behandelten Patienten hervor, die Veränderungen auf den Chromosomen 11, 13 und 17 hatten (JCO 25, 2007, E-Paper jco.2007.12.9098).

Das Ergebnis: Der Antikörper vermindert im Vergleich zur Standardtherapie mit Chlorambucil das Risiko für eine Progression oder für krankheitsbedingten Tod um 42 Prozent. Die Ansprechrate betrug 83 Prozent bei Antikörpertherapie. Die Rate kompletter Remissionen lag bei 24 Prozent. Unter Chlorambucil lag die Ansprechrate bei 55 Prozent und die Rate kompletter Remission bei zwei Prozent. Die EU-Kommission hat inzwischen die Marktzulassung von Alemtuzumab erweitert, und zwar für die Therapie von CLL-Patienten, für die eine Fludarabin-Kombitherapie unangemessen ist.

STICHWORT

CLL

Oft sind sie ein Zufallsbefund, wenn ein Blutbild gemacht wird: Chronische lymphatische Leukämien (CLL) werden in den westlichen Ländern jährlich bei zwei bis drei pro 100 000 Einwohnern festgestellt. CLL ist die häufigste Leukämieform. Die Patienten sind bei Diagnose im Durchschnitt 70 Jahre alt, bei etwa jedem dritten CLL-Kranken aber wird die Diagnose vor dem 60. Lebensjahr gestellt. Zehn Prozent der Patienten sind zu Erkrankungsbeginn jünger als 50 Jahre. Mehr als 80 Prozent der Patienten mit CLL haben genetische Veränderungen, mit 55 Prozent die meisten einen Genverlust auf dem Chromosom 11. 15 Prozent haben drei Kopien von Chromosom 12. (nsi)

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