RKI-Aufruf

Grippeschutz in Pflegeheimen erhöhen!

Das RKI appelliert eindringlich an Ärzte, Heimbewohner und Pflegekräfte besser zu impfen - und verweist auf die Lehren aus einem Influenza-Ausbruch in einem Heim in Baden-Württemberg, der 17 Schwerkranke und drei Todesfälle nach sich zog.

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Pflegekräfte können bei Grippewellen auch ohne eigene Erkrankung Influenzaviren an Patienten weitergeben.

Pflegekräfte können bei Grippewellen auch ohne eigene Erkrankung Influenzaviren an Patienten weitergeben.

© Gina Sanders / fotolia.com

BERLIN. Vor gut zwei Jahren war ein Ausbruch an Atemwegsinfektionen in einem Pflegeheim an das Gesundheitsamt Pforzheim gemeldet worden, berichten Dr. Christiane Wagner-Wiening vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg und ihre Kollegen im "Epidemiologischen Bulletin" des RKI (Epi Bull 2014: 10: 83).

Zum Zeitpunkt der Meldung - die damalige Grippewelle in Süddeutschland hatte gerade ihren Höhepunkt erreicht - lag die erste Erkrankung in dem Heim schon eine Woche zurück.

Die sofort eingeleiteten Präventionsmaßnahmen wie Influenza-Diagnostik, Isolation, Schutzkleidung und intensive Hygiene haben die Erkrankungswelle nicht mehr stoppen können.

Auch die Empfehlung - nur Personal mit Grippe-Impfung zur Patientenbetreuung einzusetzen - ließ sich nicht umsetzen, da nur fünf von 77 Mitarbeitern geimpft waren (6,5 Prozent); fünf der Pflegekräfte bekamen damals selbst die Grippe.

Nur zehn der Bewohner waren gegen Grippe geimpft (6,6 Prozent). Binnen vier Wochen erkrankten 34 von 152 Bewohnern (22 Prozent).

Drei Todesfälle

17 der Betroffenen mussten stationär behandelt werden, davon hatten 14 keinen Impfschutz einschließlich der drei Gestorbenen: Zwei starben an Pneumonie und damit an Grippefolgen. Bei einem multimorbiden Patienten wurde Influenza nachgewiesen, die Infektion ließ sich aber nicht eindeutig als Todesursache klären.

Die niedrigen Impfquoten bei den Heimbewohnern und beim Personal haben nach Ansicht der Ärzte deutlich zum Ausbruch beigetragen. Dabei sei nicht auszuschließen, dass auch subklinische Verläufe und asymptomatische Infektionen bei der Verbreitung der Grippeviren eine Rolle gespielt haben.

Allerdings hätten sich nicht alle Infektionen durch die Impfung verhindern lassen; in der Saison 2012/13 wurde nur 49 Prozent Wirksamkeit der Impftstoffe ermittelt.

Die Autoren weisen zudem auf die Möglichkeit einer bei Ausbruch von Influenza empfohlenen Prophylaxe mit antiviralen Medikamenten hin.

Die vom RKI empfohlenen Präventionsmaßnahmen können nur erfolgreich umgesetzt werden, "wenn sie auch frühzeitig eingeführt werden und eine ausreichende Impfquote bei Beschäftigten und Heimbewohnern vorliegt", betonen Wagner-Wiening und ihre Kollegen.

In Baden-Württemberg soll künftig die Heimaufsichtbehörde eindringlich auf die Impfempfehlungen hinweisen. (eis)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Nicht akzeptable Impflücken

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Sie fragen – Experten antworten

Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll bei einem immunsupprimierten über 60-Jährigen?

Kommentare
Monika Geissler 11.03.201418:30 Uhr

Fragwürdige Impfempfehlungen für Altenheime

Denn auch immer mehr Mediziner zweifeln daran, dass die Impfung bei Menschen über 70 Jahre überhaupt wirkt. So wurde die Influenza-Impfung niemals an älteren Menschen getestet, wie die New York Times berichtet.
Die Risiken einer Impfung werden nicht nur von der Pharma-Industrie heruntergespielt.

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