Großes Interesse an einem Screening der Schilddrüse

Beispielhaft kam es durch einen Aktionstag in Speyer während der Schilddrüsenwoche an den Tag: Viele Menschen haben pathologische Veränderungen an der Schilddrüse, ohne es zu wissen.

Von Monika Vogt Veröffentlicht:

SPEYER. Die Risiken einer Operation an der Schilddrüse werden von vielen Menschen höher eingeschätzt, als sie tatsächlich sind. Diese Schlussfolgerung hat der Chefarzt Dr. Johannes Winter von der viszeralchirurgischen Abteilung des St.-Vincentius-Krankenhauses Speyer aus dem Schilddrüsenaktionstag gezogen, der kürzlich an der Klinik stattfand.

Auch zur medikamentösen Therapie von Schilddrüsenerkrankungen bestehe Informationsbedarf, denn hier hapere es zum Beispiel oft an der Compliance.

Fachkräfte zeigten Eingriffe am Modell. Fotos (2): St.-Vincentius-Krankenhaus Speyer

Der Schilddrüsenaktionstag gehörte zur Schilddrüsenwoche, die von der Schilddrüseninitiative Papillon organisiert wird. Unterstützt wird die Aktion von vielen Fachgesellschaften sowie dem Unternehmen Sanofi Aventis Deutschland. Die Teilnehmer konnten sich an dem "Tag der offenen Tür" an sechs Ständen informieren. Ein Thema war die allgemeine und spezielle Diagnostik wie Szintigrafie oder Ultraschall. Außerdem gab es einen Posterstand zur allgemeinen Therapie, eine Dia-Show zur operativen Behandlung sowie einen Stand mit komplett aufgebautem OP-Tisch. Dort machten OP- und Anästhesie-Fachkräfte eine Demonstration.

Besonders häufig erkundigten sich die Besucher nach Strahlen, Strahlenschutz und Gefährlichkeit der Szintigrafie, nach Radiojodtherapie, Schilddrüsenoperationen, Narkose und dem Verfahren des Neuromonitoring. Viele kamen mit konkreten Fragen zu eigenen Schilddrüsenbefunden. Bei fast jedem zweiten Teilnehmer erfolgte eine orientierende Sonografie des Halses mit ausführlicher Erläuterung der Ergebnisse.

Die Zahlen im Einzelnen: 127 Besucherinnen und Besucher nahmen teil, über 80 gaben der Klinik per Fragebogen eine Rückmeldung. Die Resonanz war durchweg sehr gut bis gut. 43 Personen berichteten, durch die Plakate im Haus auf den Aktionstag aufmerksam geworden zu sein, 36 wurden durch die Informationen in der Presse "angelockt", 11 waren durch ihre niedergelassenen Ärzte informiert worden. Bei mehr als 50 Personen wurde die Schilddrüse in der Abteilung für Innere Medizin sonografiert. 83 Teilnehmer gaben an, sich nach dem Aktionstag bei Bedarf in der Radiologischen Praxis oder im "Vincenz" selbst untersuchen oder behandeln zu lassen.

Das Fazit Winters: In der Region haben viele Menschen pathologische Veränderungen der Schilddrüse, ohne es zu wissen. Mit klinischer Untersuchung, eventuell einer Schilddrüsensonografie und Bestimmung des TSH-Wertes lasse sich einfach ein Schilddrüsen-Screening machen, auch oder gerade bei Menschen ohne Symptome oder mit vermeintlich gesunder Schilddrüse.

Auch das Interesse am kostenfreien Schilddrüsenscreening für die Mitarbeiter des Krankenhauses - ein Angebot der radiologischen Gemeinschaftspraxis Dr. Fischer / Dr. Beyer, der Krankenhausleitung und der Mitarbeitervertretung - war groß: Über 100 Mitarbeiter ließen den TSH-Wert im Blut bestimmen. Derzeit, sagte Winter, seien die Kollegen noch dabei, alle Interessierten nach und nach zu sonografieren. Tatsächlich lassen einige von ihnen die Befunde nun von ihren Hausärzten abklären oder behandeln.

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