Gute Antikoagulation bleibt Ausnahme

BERLIN (gvg). Patienten mit Vorhofflimmern erhalten viel zu selten eine orale Antikoagulation. Selbst nach einem Schlaganfall sind die Therapiequoten in Deutschland wie auch international nicht rosig. Die Ärmel hochkrempeln sollten sowohl Niedergelassene als auch Klinikärzte.

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Nicht nur eine gute EKG-Überwachung, auch eine gute Antikoagulation ist bei Patienten mit Vorhofflimmern nötig.

Nicht nur eine gute EKG-Überwachung, auch eine gute Antikoagulation ist bei Patienten mit Vorhofflimmern nötig.

© Foto: Andrea Dantiwww.fotolia.de

Bei einer Vorab-Veranstaltung zum Internistenkongress in Wiesbaden präsentierte der Neurologe Professor Martin Grond vom Kreisklinikum Siegen aktuelle Daten zur Antikoagulation und zu Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern. Schlaganfall ist eines der Schwerpunktthemen des interdisziplinär ausgerichteten DGIM-Kongress im April.

Bei der von Grond vorgestellten Untersuchung wurde analysiert, wie viele Patienten mit Schlaganfall und mit Vorhofflimmern bei der Klinikaufnahme adäquat antikoaguliert waren. Berücksichtigt wurden nur Patienten, die gemäß aktuellen Empfehlungen zum Vorhofflimmern ein hohes Schlaganfallrisiko haben, also zum Beispiel keine jungen Patienten ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren.

Das Resultat der Studie war erschreckend: Zwar hatten vier von zehn Schlaganfall-Patienten mit Vorhofflimmern und hohem Risiko auf den Papieren eine Cumarintherapie stehen. Die für die Schlaganfall-Prävention anzustrebende Mindest-INR von 2,0 erreichte aber gerade einmal jeder zehnte Patient. "Bei den Patienten, die in der Anamnese schon einen Schlaganfall oder eine TIA hatten, waren es auch nur 18 Prozent", so Grond, der auch 2. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft DSG ist. Die aktuelle Studie wurde in zwölf Schlaganfall-Zentren in Kanada gemacht. In Deutschland sei die Situation aber ähnlich, so Grond. Gründe für die Zurückhaltung seien unter anderem Ablehnung durch den Patienten, Complianceprobleme und Zurückhaltung der Ärzte wegen Sturzgefahr gewesen.

Als Schelte für Niedergelassene wollte Grond sein Plädoyer für mehr orale Antikoagulation explizit nicht verstanden wissen. So gebe es auch wenig rühmliche Daten aus dem Klinikbereich. Eine im vergangenen Jahr publizierte Studie aus Essen hat beispielsweise gezeigt, dass bei 1017 von 1463 Patienten mit Schlaganfall und Vorhofflimmern bei Entlassung aus der Klinik noch keine orale Antikoagulation begonnen worden war. 124 dieser Patienten wurden dann ambulant auf Cumarine eingestellt.

Infos zum Internistenkongress 2009: www.dgim2009.de

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