HI-Viren vermehren sich auch in Hodengewebe

BETHESDA (ddp.vwd). Der Aids-Erreger HIV kann sich in bestimmten Zellen des männlichen Hodens verstecken und dort auch vermehren. Aus diesem Grund kann die Anzahl der Viren im Ejakulat auch dann hoch sein, wenn sie im Blut sehr gering ist. Das haben jetzt Forscher aus Frankreich entdeckt.

Veröffentlicht:

Die vom Blut unabhängige Vervielfältigung der Erreger im Hoden sei besonders problematisch. Die meisten der gegen HIV-Infektionen eingesetzten Wirkstoffe könnten nicht in das Hodengewebe eindringen, so Nathalie Dejucq-Rainsford von der Universität von Rennes und ihre Kollegen ("American Journal of Pathology" 169, 2006, 2094). Den Verdacht, der Hoden könnte ein eigenständiges Reservoir für HI-Viren sein, gibt es schon länger.

    HIV im Sperma, auch wenn Blut virusfrei ist.
   

So konnten Forscher im Sperma HIV-infizierten Männer, die mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wurden, Viruspartikel nachweisen, obwohl im Blut keine Erreger mehr zu finden waren. Auch unterscheiden sich die mit dem Sperma ausgeschiedenen Viren mitunter von den im Blut zirkulierenden. Ob sich die Viren jedoch im Hoden verstecken oder ob auf andere Weise ins Sperma gelangen, war bislang unbekannt. Den Forschern gelang es nun, bei einer Laboranalyse von Hodengewebe den Unterschlupf der Erreger zu identifizieren.

Zwar besitzen viele Zellen im Hoden die notwendigen Andockstellen, infiziert werden aber hauptsächlich Makrophagen. In diesen Zellen können sich die Viren replizieren und Viruspartikeln bilden, die ebenfalls Infektionen verursachen können, ergaben die Experimente.

Daß sich die Erreger auch im Hoden vermehren können, erklärt ihrer Ansicht nach, warum Männer trotz einer erfolgreichen medikamentösen Therapie ihre Sexualpartner anstecken können. In Anbetracht der weiter steigenden Anzahl Infizierter müsse nun gezielt nach antiretroviralen Wirkstoffen gesucht werden, die auch in das Hodengewebe eindringen und die Erreger dort beseitigen können, so die Forscher.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Jahresbericht des RKI

HIV-Neuinfektionen: Das sind die Zahlen aus 2024

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung