Hepatitis B wird meist sexuell übertragen
Mit einer Doppelstrategie soll gegen die chronische Hepatitis B vorgegangen werden: mit Impfungen sowie mit Früherkennung und - wenn nötig - Therapie infizierter Menschen.
Veröffentlicht:
Will Hepatozyten infizieren: Hepatitis-B-Virus, hier im Modell.
© Foto: BMS
Von Werner Stingl
MÜNCHEN. In Deutschland ist die Hepatitis B primär eine sexuell übertragene Erkrankung. Infizieren sich Erwachsene mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) wird die Infektion bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen chronisch. Die Zahl chronisch HBV-infizierter Menschen in Deutschland wird auf 500 000 geschätzt. Diese sind von tödlichen Komplikationen bedroht und lebenslang eine potenzielle Ansteckungsquelle.
"Wir müssen deshalb unermüdlich zwei wesentliche Strategien gegen Hepatitis B propagieren", betonte Professor Michael P. Manns aus Hannover zum Start der Aufklärungskampagne "Hepatitis B? Am besten testen". Erstens müsse durch einen möglichst umfassenden Hepatitis-B-Impfschutz der sexuell aktiven Bevölkerung der Hauptübertragungsweg des Virus unterbunden werden. Zwar bietet auch Safer Sex einen gewissen Schutz. Da HBV aber 100 Mal ansteckender ist als HIV und HBV bis zu sieben Tage außerhalb des Körpers infektiös bleiben kann, sind Safer-Sex-Versager bei Sex mit HBV-Trägern eher möglich als bei HIV-Trägern.
Das zweite Gebot sei es, chronisch HBV-infizierte Menschen zu erkennen und ihnen eine Behandlung mit Interferon und antiviral wirksamen Nukleos(t)idanaloga zu ermöglichen. Die chronische Infektion kann damit zwar nicht ausgeheilt werden, doch rechtzeitig begonnen, ist die Erkrankung zumindest soweit kontrollierbar, dass die drohende Progression zu Leberzirrhose und Leberkrebs gestoppt wird. Gleichzeitig sinkt mit der therapeutisch reduzierten Viruslast das Risiko, andere anzustecken.
Ein weiteres wichtiges Argument für die Detektion unerkannter chronischer HBV-Infektionen: Neugeborene betroffener Mütter können durch eine gleichzeitige aktive und passive Immunisierung unmittelbar nach der Geburt vor einer vertikalen Transmission, geschützt werden. Andernfalls liegt die Chronifizierungsrate bei über 90 Prozent, so Manns bei der Veranstaltung von Deutscher Leberhilfe, Deutscher Leberstiftung und Bristol-Myers Squibb.
Da eine chronische Hepatitis-BInfektion meist viele Jahre symptomarm bis symptomlos verläuft, müsse bei jeder unklaren GPT-Erhöhung ein Test auf Hepatitis B und möglichst auch auf Hepatitis C erfolgen, betonte Manns (wir berichteten). Allerdings schätzt Manns, dass bei etwa 30 Prozent aller chronisch HBV-Infizierten die Leberwerte völlig unauffällig seien. Zumindest bei bestimmten Risikogruppen* sollte deshalb auch bei unverdächtigen Leberwerten ein Test auf HBV erfolgen.
*Eine Checkliste gibt es im Internet unter www.HepB.de .