Homöopathie verteuert die Therapie nicht

BERLIN (gvg). Werden Patienten mit chronischen Kopf- oder Rückenschmerzen oder auch mit Allergien homöopathisch behandelt, kostet das nicht mehr oder weniger als eine schulmedizinische Therapie. Das hat jetzt eine Kosten-Nutzen-Analyse an der Charité in Berlin ergeben.

Veröffentlicht:

An der nicht-randomisierten Untersuchung haben 493 Patienten teilgenommen, die von niedergelassenen Ärzten behandelt wurden. Darüber hat Dr. Claudia Witt vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité berichtet. Die Patienten hatten entweder chronische Kopfschmerzen, chronische Rückenschmerzen oder Allergien.

Etwa die Hälfte der Patienten wurde homöopathisch behandelt, die andere Hälfte konventionell, so Witt beim Charité Fortbildungsforum - Deutscher Ärztekongreß in Berlin. Nach einem Jahr wurden nach den Krankenkassen-Unterlagen sämtliche Therapiekosten summiert. Nach Anpassung der Zahlen an die unterschiedliche Altersstruktur der beiden Gruppen lagen die Gesamtkosten in beiden Gruppen bei durchschnittlich etwa 2000 Euro pro Patient.

"Zumindest bei den genannten Indikationen ist die Homöopathie also eine Zusatzleistung, die für die Kostenträger zumindest nicht teurer kommt als die konventionelle Versorgung", so Witt. Den homöopathisch therapierten Patienten wurden weniger konventionelle Arzneien verschrieben.

    Im Urteil von Patienten ist Homöopathie oft erfolgreich.
   

Die Kosten-Nutzen-Analyse ist nur eine von mehreren Studien zur Homöopathie, die Witts Arbeitsgruppe in den vergangenen Jahren gemacht hat. In einer Kohortenstudie werden auch knapp 5000 homöopathisch behandelte Patienten seit mittlerweile sieben Jahren begleitet. Untersucht wird etwa, bei welchen Indikationen Ärzte die Homöopathie bevorzugen.

99 Prozent der Patienten in Witts Untersuchung sind chronisch krank. Im Mittel wurde die Diagnose neun Jahre vor der ersten homöopathischen Therapie gestellt. Die meisten teilnehmenden Frauen haben chronische Kopfschmerzen inklusive Migräne (20 Prozent der homöopathischen Therapien). Bei Männern sind allergische Rhinitis (10 Prozent) und arterielle Hypertonie (10 Prozent) die häufigsten Indikationen. Bei Kindern ist es mit 20 Prozent die atopische Dermatitis.

Im Urteil von Patienten ist die Therapie mit Homöopathika häufig erfolgreich. Auf verschiedenen Analogskalen gaben die Patienten drei Monate nach Therapiebeginn im Mittel eine Halbierung der Beschwerde-Intensität an. Der Effekt hielt 24 Monate an.

Von den über 1000 verfügbaren homöopatischen Substanzen entfallen nach Witts Angaben nur sieben auf etwa 40 Prozent der Verordnungen. Es sind dies Sepia, Sulfur, Natrium-muriaticum, Pulsatilla, Carcinosinum, Phosphorus und Lycopodium. Bei den restlichen 60 Prozent der Verordnungen werden 600 weitere Substanzen verschrieben, sagte Witt.

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Menschen laufen am Strand

© KOTO - stock.adobe.com

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!