Hypertoniker mit Insulinresistenz profitieren von Telmisartan

BERLIN (hbr). Eine Hypertonie entsteht meist im Zusammenhang mit einem metabolischen Syndrom. Weil Telmisartan dabei pleiotrope Wirkungen hat, bietet es Vorteile für die Therapie.

Veröffentlicht:

Neun von zehn Hypertonikern haben weitere Merkmale des metabolischen Syndroms, so Professor Klaus Parhofer von der Universität München beim Hochdruckliga-Kongreß in Berlin. So wurden in einer finnischen Studie bei 75 Prozent Übergewicht festgestellt, jeder dritte hatte erhöhte Triglyzeridwerte und jeder fünfte Typ-2-Diabetes oder eine gestörte Glukosetoleranz.

Das sollte in der Therapie beachtet werden. So können Störungen des Kohlenhydrat-Stoffwechsels den Blutdruck beeinflussen, etwa bei Insulinresistenz mit hohem Insulinspiegel.

Denn Insulin steigert die Natrium-Reabsorption. Dafür wirkt es zwar prinzipiell vasodilatatorisch, aber nur bei Gesunden. Menschen mit Insulinresistenz dagegen verlieren diesen Effekt, so Parhofer bei einem vom Unternehmen Bayer Vital unterstützten Symposium.

Solche Parameter sind, außer dem Blutdruck, durch Sartane und ACE-Hemmer beeinflußbar. "Aus metabolischer Sicht sollte man diesen beiden Wirkstoffklassen den Vorzug geben", folgert er. Wobei das Profil unerwünschter Wirkungen der Sartane günstiger ist.

Eine Verringerung der Insulinresistenz etwa wurde für das 24 Stunden wirksame Telmisartan (vom Unternehmen als Kinzalmono® 80 mg angeboten) in einer dreimonatigen Studie belegt. Die Verminderung der Insulinresistenz trat nebenbei und nur mit täglich 80 mg Telmisartan auf, nicht aber mit 50 mg Losartan. Gleichzeitig sanken die Glukosewerte signifikant, so Privatdozent Dr. Ulrich Kintscher von der Charité in Berlin.

Dieser günstige Nebeneffekt von Telmisartan beruht auf der Aktivierung des PPAR-gamma-Rezeptors (Peroxisomen Proliferator-aktivierter Rezeptor-gamma): Es beeinflußt also den gleichen Rezeptor wie die Glitazone, die bei Typ-2-Diabetikern als Insulinsensitizer dienen. Die Modulation ist allerdings selektiv; das könnte unerwünschte Effekte wie eine Gewichtszunahme verhindern.

Mit der Insulinempfindlichkeit bessern sich auch die Lipidwerte, so Professor Jürgen Scholze von der Charité in Berlin. Typ-2-Diabetiker mit Hypertonie verringerten mit 40 mg Telmisartan signifikant das LDL-Cholesterin um neun Prozent und die Triglyzeride um 26 Prozent. Der HDL-Wert stieg um fünf Prozent.

Auch mit dem Vergleichssartan, 600 mg Eprosartan, nahmen die Triglyzeride um sieben Prozent ab. Solche Begleiteffekte machen Sartane als Blutdrucksenker für adipöse Hypertoniker attraktiv. Betablocker seien dabei eher ungünstig, weil das Gewicht dann oft weiter steigt und die Insulinempfindlichkeit sinken kann.

Mehr zum Thema

Weniger Herzerkrankungen seit 2017

Zahlen bei KHK sind rückläufig

I-STAND-Intervention

Weniger Sitzen senkt Blutdruck bei Älteren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen