Künstliche Befruchtung
IVF-Register feiert 40-jähriges Jubiläum
In fast jeder Schulklasse gibt es heute ein Kind, das ohne künstliche Befruchtung dort nicht sitzen würde, berichtet das IVF-Register. Dort werden seit 40 Jahren fast alle Behandlungen dokumentiert.
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In-Vitro-Fertilisation: 2021 wurden 128.709 Behandlungszyklen in Deutschland registriert.
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Düsseldorf. Vor 40 Jahren sei an die große Anzahl künstlicher Befruchtungen von heute nicht zu denken gewesen, berichtet Dr. Ute Czeromin, Vorstandsvorsitzende des Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)®, in einer Mitteilung ihrer Organisation.
1978 war das erste Kind nach In-vitro-Fertilisierung (IVF) zur Welt gekommen, erinnert die D·I·R zu ihrem 40-jährigen Jubiläum. 1982 habe dann Professor Frank Lehmann aus Lübeck die damals fünf ausschließlich universitären Zentren in Deutschland motiviert, gemeinsam ihre reproduktionsmedizinischen Behandlungszyklen zu erfassen.
„Damit gelang die Schaffung einer ureigen ärztlich motivierten Registerarbeit zur Qualitätssicherung, zum voneinander lernen, zum Austausch, für wissenschaftliche Auswertungen und Erkenntnisse und damit zur Qualitätsverbesserung, die wir bis heute weiterführen“, so Czeromin in der Mitteilung.
Daten sichern die Qualität der Behandlung
Mittlerweile liefern 140 Mitgliedszentren und damit nahezu alle Kinderwunschzentren in Deutschland ihre relevanten Daten. Im aktuellen Jahrbuch des D·I·R sind Auswertungen zu 128.709 Behandlungszyklen für das Jahr 2021 erfasst. Von 1997 bis 2020 wurden die Geburten von über 364.000 Kindern dokumentiert.
„Die Datensammlungen, Auswertungen und wissenschaftlichen Bewertungen sichern die Qualität und bieten eine solide Basis, sowohl für ganz Deutschland als auch für jedes Zentrum, das seine individuellen Auswertungen aus dem Register regelmäßig erhält“, sagt Czeromin. Darüber hinaus sind heute Informationen über Fortschritte, Methoden und neue Erkenntnisse auch für Kinderwunsch-Patientinnen erhältlich.
In den letzten Jahren gab es beispielsweise Sonderauswertungen zum single embryo transfer. „Ziel der Kinderwunschbehandlung ist es, dass eine gesunde Mutter (möglichst nur) ein gesundes Kind zur Welt bringt“, sagt Professor Jan-Steffen Krüssel vom D·I·R-Vorstand, der zudem das universitäre Kinderwunschzentrum in Düsseldorf leitet.
Reproduktionsmediziner möchten die Zahl von Mehrlingsschwangerschaften und die damit verbundenen Risiken in der Schwangerschaft und durch Frühgeburten auch durch eine bessere Aufklärung der Paare deutlich reduzieren. Hier lieferten die Ergebnisse des D·I·R-Jahrbuchs wertvolle Hinweise.
Warten auf politische Entscheidungen
Der D·I·R-Datenpool dient auch der Weiterentwicklung. „Alle warten auf die Umsetzung der im Koalitionsvertrag 2021–2025 angekündigten Änderungen im Bereich der Fortpflanzungsmedizin“, so Krüssel. Angekündigt seien darin die Legalisierung des elektiven „single embryo transfers“ (Auswahl eines besonders entwicklungsfähigen Embryos für den Transfer), die Legalisierung der Spende von Vorkernstadien und die 100-prozentige Kostenübernahme im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen. Solche Veränderungen könnten ohne eine gesicherte Datenlage nicht angestoßen werden.
Nach über 40 Jahren zeigen die Daten auch, dass fortpflanzungsmedizinische Techniken sicher sind. „Das Risiko von Überstimulationen als Folge der Hormontherapie lag bei 0,5 Prozent, Komplikationen bei der Eizell-Entnahme, wie beispielsweise Blutungen, bei 0,8 Prozent“, so Czeromin abschließend. (eb)
Jahrbuch 2021 des Deutschen IVF-Registers
Das Deutsche IVF-Register bietet eine Sonderausgabe seines Jahrbuchs 2021 an. Für das Buch wurden wichtige Eckdaten sowie aktuelle Themen zusammengefasst und mit Erklärungen versehen. Das Buch richtet sich an ungewollt kinderlose Paare, an Paare in der Kinderwunschbehandlung und an die interessierte Öffentlichkeit.