Impfmüdigkeit bei Meningokokken C beklagt

Vielen älteren Schul- kindern und Jugendlichen fehlt der Impfschutz gegen Meningokokken C. Die Arbeitsgemeinschaft Meningokokken appelliert daher an Pädiater und Hausärzte, diese Impfung Jugendlichen verstärkt anzubieten.

Von Petra Eiden Veröffentlicht:
Meningokokken-Erkrankungen in Europa sind zu 70 Prozent auf die Serogruppe B zurückzuführen.

Meningokokken-Erkrankungen in Europa sind zu 70 Prozent auf die Serogruppe B zurückzuführen.

© Foto: Novartis Behring

BERLIN. Mit Impfungen tun sich Deutsche seit jeher schwerer als andere. Das zeigt sich nun erneut: Durch große Impfkampagnen konnte in Großbritannien die Zahl der Meningokokken-C-Erkrankungen innerhalb von knapp vier Jahren und in den Niederlanden sogar innerhalb von etwa eineinhalb Jahren auf nahezu Null gesenkt werden.

Hierzulande gibt es aber noch immer Erkrankungen, weil zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen keinen Impfschutz haben, hat Professor Sieghart Dittmann von der Arbeitsgemeinschaft Meningokokken bei einer Veranstaltung in Berlin betont. Dabei empfiehlt die Ständige Impfkommission seit 2006, alle Kinder im zweiten Lebensjahr gegen Meningokokken C zu impfen sowie die Impfung bei allen Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr nachzuholen.

Jede fünfte Erkrankung durch Typ C ausgelöst

Knapp 22 Prozent der 2008 in Deutschland gemeldeten 454 invasiven Meningokokken-Infektionen wurden vom Typ C ausgelöst, gegen den geimpft werden kann. Die Sterberate beträgt 5 bis 15 Prozent, bei fulminanter Sepsis steigt sie sogar auf 50 Prozent. Zudem behalten 10 bis 15 Prozent der Patienten neurologische Restschäden oder ausgeprägte Gewebsnekrosen zurück.

Basierend auf verkauften Impfdosen und einer Marktforschung geht Dittmann davon aus, dass die Impfrate bei den 2-Jährigen bis Ende 2008 zwar 70 Prozent betrug, doch von den älteren Schulkindern und Jugendlichen hatten nur 20 Prozent die Impfung erhalten. Die Jugendlichen seien sehr schlecht zu erreichen, erklärte Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Ärzte müssten daher dort aktiver werden, wo sich Jugendliche aufhielten, etwa in Schulen oder Jugendeinrichtungen.

Andere Fachgruppen sollten bei der Impfung helfen

Dittmann forderte zudem, dass auch andere Arztgruppen wie Haus- und Frauenärzte die Jugendlichen entsprechend beraten sollen, falls diese zu ihnen kommen.

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