Impfstoff zur Pneumonie-Prävention zugelassen

BASEL (hae). Wenn Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren mit einem 7-valenten Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff geimpft werden, geht die Häufigkeit schwerer Lungenentzündungen drastisch zurück. Das belegen Zahlen aus den USA, wo diese Impfung seit Mitte 2000 Standard ist. In Europa ist der Pneumokokken-Impfstoff jetzt außer zur Prophylaxe von Sepsis und Meningitis auch zur Pneumonie-Prävention zugelassen worden.

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Um 65 Prozent ist in den USA die Inzidenz nachgewiesener invasiver Pneumokokken-Erkrankungen (IPD) mit Klinikeinweisung allein in der Zielgruppe der unter Zweijährigen zwischen 2001 und 2004 zurückgegangen (wir berichteten). Bei Kindern zwischen zwei und vier Jahren kam es durch die Impfung zu einem Rückgang um 73 Prozent. Diese Daten einer aktuellen Studie präsentierte Professor Stefan Zielen aus Frankfurt am Main. Verglichen wurde mit den Jahren 1997 bis 1999 vor Beginn des Impfprogramms.

Auch die Zahl sämtlicher Pneumonien bei Kindern unter vier Jahren sank um etwa ein Drittel. Das unterstreiche die Bedeutung von Pneumokokken als Haupterreger von Pneumonien, so der Pädiater bei der Tagung der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie in Basel. Für Deutschland ließen sich bei einer geschätzten Häufigkeit von jährlich 16 000 stationär versorgten Kindern und Jugendlichen bis zu 18 Jahren mit Pneumonien durch die Impfung 5000 Klinikaufnahmen verhindern, prognostizierte Zielen.

Die Impfung mit dem 7-valenten Konjugat-Impfstoff (Prevenar®) wurde 2006 zur Prävention von Sepsis und Meningitis von der STIKO in den Impfkalender für Säuglinge und Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr aufgenommen. Inzwischen hat die Europäische Kommission den Impfstoff auch zur Pneumonie-Prophylaxe bei Kindern zwischen zwei Monaten und dem vollendeten fünften Lebensjahr zugelassen.

Durch die Impfungen sei auch ein indirekter Schutz Ungeimpfter zu erwarten - nach dem Prinzip "Ich impfe ein Kind und schütze auch die Großeltern", erläuterte Zielen bei der Veranstaltung des Unternehmens Wyeth. Dieser als Herdenimmunität bezeichnete Rückgang der IPD-Inzidenz um 20 bis 40 Prozent in allen Altersgruppen war in der US-Studie sogar noch ausgeprägter als der direkte Schutz der Impflinge.



STICHWORT

Pneumokokken

Pneumokokken sind grampositive Diplokokken. Besonders anfällig für Infektionen mit den Bakterien sind Säuglinge, Alte und Patienten etwa mit Immundefekten, nach Splenektomie oder vorangegangenen Virusinfekten. Typische Erkrankungen sind die Pneumonie, die Otitis media, die Sinusitis, die Meningitis und auch die Sepsis. (cin)

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