Impfsaison

Influenza noch immer häufig unterschätzt

In der letzten Grippesaison mussten mehr Patienten auf der Intensivstation des Uniklinikums Heidelberg behandelt werden als in der "Pandemie-Saison" mit Schweinegrippe. Ärzte der Klinik appellieren an Risikogruppen, sich jetzt impfen zu lassen.

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HEIDELBERG. In der Grippesaison 2012/13 erkrankten in unserem Einzugsgebiet deutlich mehr Menschen an schwerer Influenza als in den Jahren zuvor, berichtet das Universitätsklinikum Heidelberg in einer Mitteilung.

Doppelt so viele Patienten mit Influenza wie sonst im Winter mussten sich stationär behandeln lassen. "Das war die heftigste Grippe-Saison seit acht Jahren", sagt Professor Hans-Georg Kräusslich von dem Klinikum.

164 Erkrankte, darunter 38 Kinder, wurden stationär aufgenommen, 45 mussten intensivmedizinisch betreut werden. Zehn Patienten starben, sie alle hatten schwere Vorerkrankungen.

Influenza wird häufig unterschätzt

Doch soweit müsste es nicht kommen: "Leider unterschätzen viele Menschen, besonders aus den Risikogruppen, die Gefahr durch eine Infektion. Dabei gibt es mit der gut verträglichen Grippe-Impfung eine Möglichkeit, sich zuverlässig vor den aktuell zirkulierenden Influenza-Stämmen zu schützen", betont der Direktor des Departments für Infektiologie. Damit ließen sich viele Grippe-Erkrankungen und Komplikationen vermeiden."

Die STIKO empfiehlt daher allen Menschen ab 60 Jahren sowie Personen mit Grunderkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Herzkreislauf-Erkrankungen sowie Schwangeren, medizinischem Personal und allen Betreuern von Risikopatienten, sich jetzt impfen zu lassen.

Der beste Zeitraum für die Grippe-Impfung ist Oktober und November. Eine Impfung kann aber auch später nachgeholt werden.

Normale Schwankungsbreite

"Die Anzahl der Infektionen mit den Grippe-Erregern schwankt von Jahr zu Jahr und ist nicht vorhersagbar. Alle paar Jahre fällt die Grippe-Welle stärker aus - das haben wir im letzten Winter erlebt", erklärt Professor Paul Schnitzler, Virologe am Department für Infektiologie. "Trotzdem lag die Infektionsrate im Bereich der normalen Schwankungsbreite."

Ein Grund für die vielen Infektionen könnte der sehr lange und kalte Winter gewesen sein, der jede Form der Atemwegserkrankung begünstigte: So wurden allein am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums rund 250 Kinder und Jugendliche mit schweren Infektionen durch das respiratorische Synzytialvirus (RSV) stationär betreut - ebenfalls eine Verdopplung im Vergleich zu den Vorjahren.

Stationäre Therapie bei Komplikationen

"Auf die alljährliche Grippe-Welle sind wir sehr gut vorbereitet", sagt Professor Christoph Eisenbach, Intensivmediziner der Abteilung Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen an der Medizinischen Universitätsklinik.

Am Uniklinikum Heidelberg werden vorrangig Patienten mit schwerem Verlauf, etwa mit einer Pneumonie behandelt, die zum Beispiel beatmet werden müssen.

Dazu kommen Patienten mit Immunschwächen wie Säuglinge und Kleinkinder sowie Hochbetagte, Transplantierte, Krebskranke oder Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Ihre Behandlung, die durchschnittlich drei Wochen dauert, erfordert große Erfahrung, eine interdisziplinäre Vernetzung und bei Bedarf entsprechende intensivmedizinische Kapazitäten. (red)

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