Inkontinenz-Patientinnen wählen Alternative zur Op

DÜSSELDORF (ars). Der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin kann bei Frauen mit schwerer Belastungsinkontinenz eine Alternative zu einem chirurgischen Eingriff sein. Nach dieser medikamentösen Behandlung entschied sich ein Fünftel der Frauen, die kurz vor der Operation standen, gegen den Eingriff.

Veröffentlicht:

An der randomisierten doppelblinden Studie nahmen 109 Frauen teil, die mehr als vierzehn Mal pro Woche Episoden von Belastungsinkontinenz erlebten. Das hat Dr. Thomas Hagemeier bei einem Symposium in Düsseldorf berichtet, das von den Unternehmen Lilly Deutschland und Boehringer Ingelheim unterstützt wurde. Während die Frauen auf die Operation warteten, erklärten sie sich bereit, einen Versuch mit der Einnahme von Duloxetin zu machen.

Durch die Therapie reduzierten sich die Inkontinenzepisoden um durchschnittlich 60 Prozent im Vergleich zu 27 Prozent in der Placebogruppe, erläuterte der Gynäkologe aus Suhl. Die Lebensqualität hatte sich nach einem Inkontinenz-spezifischen Fragebogen um elf Punkte gebessert, mit Placebo dagegen nur um zwei Punkte. Nach achtwöchiger Therapie entschied sich jede fünfte Frau in der Verumgruppe, auf den chirurgischen Eingriff zu verzichten. In der Placebogruppe hingegen hielten alle Patientinnen an ihrem Operationswunsch fest.

Duloxetin steigert nach Angaben von Hagemeier über den Onuf Nukleus im sakralen Rückenmark die Aktivität des Nervus pudendus, der den äußeren quergestreiften Harnröhrenschließmuskel innerviert. Damit unterstützt der Wirkstoff dessen Kontraktion, so daß Änderungen des abdominellen Drucks durch Husten, Lachen, Niesen oder Laufen besser kompensiert werden können. Häufigste unerwünschte Wirkung während der ersten Woche sei Übelkeit.

Diese lasse sich jedoch einer Studie zufolge reduzieren, wenn Duloxetin einschleichend verordnet wird: Statt einer Startdosis von ein- oder zweimal täglich 40 mg sollte man mit zweimal täglich 20 mg beginnen. Bei einer Therapiekontrolle nach zwei Wochen könne auf die Zieldosis von zweimal 40 mg / Tag erhöht werden.

Mehr zum Thema

Steigende Zahlen

106.000 Abruptiones im Jahr 2023

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert