Intima-Media-Dicke spiegelt kardiovaskuläres Risiko wider

FRANKFURT (ob). Anhand der mit hochauflösendem Ultraschall darstellbaren Intima-Media-Dicke in der Gefäßwand der A. carotis communis lässt sich gut beurteilen, wie hoch das Risiko für künftige kardiovaskuläre Ereignisse ist. Dieser Stellenwert als Risikoprädiktor ist jetzt durch eine neue Metaanalyse bestätigt worden.

Veröffentlicht:

Die Gefäßwand der nicht sehr tief liegenden Karotiden lässt sich in ihrer Struktur ultrasonografisch gut darstellen. Die Dicke des Intima-Media-Komplexes (IMD) gilt als repräsentatives Maß für die frühe Gefäßatherosklerose - nicht nur in den hirnversorgenden Arterien. In epidemiologischen Studien waren auf Basis der IMD Voraussagen über die Gefährdung durch kardiovaskuläre Ereignisse möglich. In Studien wird die IMD gerne als Surrogatmarker genutzt, um daran stellvertretend für klinische Ereignisse den präventiven Nutzen etwa von Antihypertensiva oder Lipidsenkern zu demonstrieren.

Mit ihrer im Fachblatt "Circulation" veröffentlichten Metaanalyse hat nun ein internationales Forscherteam die bislang verlässlichste Grundlage zur Beurteilung der prädiktiven Wertigkeit der IMD geschaffen (Circulation 115, 2007, 495). Wissenschaftler von der Klinik für Neurologie der Uni Frankfurt unter Leitung von Professor Matthias Sitzer waren daran maßgeblich beteiligt.

In diese Analyse flossen acht Studien ein, in denen bei insgesamt 37 197 Personen im mittleren Zeitraum von 5,5 Jahren das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen in Abhängigkeit von der IMD untersucht worden war. Ergebnis: Mit jeder Zunahme der Karotis-IMD um 0,1 mm erhöhte sich das Herzinfarkt-Risiko um zehn bis 15 Prozent und das Schlaganfall-Risiko um 13 bis 18 Prozent.

Dies bestätige die Eignung der IMD als Endpunkt bei der Prüfung antiatherosklerotischer Effekte von Medikamenten, sagte Sitzer im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Er sieht den Nutzen der IMD-Messung vor allem in der Primärprävention. Hier lassen sich mit dieser Methode nach seiner Einschätzung Risikogruppen gut erkennen. In der Sekundärprävention sei die IMD-Messung aufgrund häufig verordneter Medikamente, die die IMD verändern, in ihrer prädiktiven Wertigkeit dagegen eingeschränkt. Inwieweit die IMD-Messung außerhalb der Forschung auch im täglichen Praxisbetrieb für die Beurteilung des individuellen Risikos einzelner Patienten tauglich ist, sei noch zu klären.



STICHWORT

Intima-Media-Dicke

In der Sonographie der Karotiden stellt sich die Gefäßwand in Form mehrerer Schichten dar. Von innen nach außen folgt auf das echoarme Lumen als Erstes eine schmale echoreiche Schicht, dann eine breitere echoarme Schicht und danach wieder eine breite echoreiche Struktur. Dabei handelt es sich um Grenzzonenreflexionen, die an Grenzzonen mit unterschiedlichem Schallwiderstand entstehen. Die erste echoreiche Schicht entspricht der Lumen-Intima-Grenzschicht, die zweite der Media-Adventitia-Grenzschicht. Die Intima-Media-Dicke (IMD) ist die Distanz zwischen beiden echoreichen Schichten. (ob)

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken