Schilddrüsenkrebs
Ist weniger Diagnostik mehr?
Allzu üppiges Diagnostizieren macht womöglich nicht gesünder, sondern kränker. Diese These diskutieren jetzt auch Forscher an der Mayo Clinic, die sich die Krebsdiagnostik der Schilddrüse unter diesem Aspekt angesehen haben.
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Schilddrüsensonografie: Häufig werden dabei kleine Geschwulste entdeckt, die keine Beschwerden verursachen.
© bojan fatur / istockphoto
ROCHESTER. Wie immer in der Debatte um Überdiagnostik und -therapie in der Tumormedizin geht es auch im Fall von Schilddrüsenkrebs um den Umgang mit Low-Risk-Geschwülsten, hier also mit kleinen Schilddrüsenkarzinomen vom papillären Typ, die keine Beschwerden verursachen. Auf sie entfallen rund 90 Prozent der Diagnosen.
Ein Team von Endokrinologen der Mayo Clinic um Juan Brito hat sich das Datenmaterial dazu angesehen.
Ihr Fazit lautet: "Die Inzidenz kleiner und indolenter Schilddrüsenkarzinome steigt. Das setzt die Patienten therapeutischen Maßnahmen aus, die in keinem Verhältnis zu ihrer Prognose stehen" (BMJ 2013; 347: f4706).
Als überzeugendsten Hinweis auf eine überbordende Therapie solcher Patienten sehen die Wissenschaftler in dem Umstand, dass sich die Inzidenz von papillärem Schilddrüsenkrebs in den vergangenen 30 Jahren verdreifacht hat - und nun etwa in den USA bei 11,6 Fällen pro 100.000 Einwohner liegt -, die Mortalitätsrate aber konstant bei 0,5/100.000 geblieben ist. Wie sich die Wissenschaftler die steigende Zahl der Schilddrüsenkrebs-Patienten erklären, lesen Sie exklusiv in der App...