Heute ist Weltkrebstag

Kampf den vier Krebs-Mythen

Jeder zweite Mann und vier von zehn Frauen erkranken Experten zufolge in Deutschland im Laufe des Lebens an Krebs. Am Weltkrebstag am 4. Februar wird mit mehr als 250 Aktionen weltweit auf diese Bedrohung aufmerksam gemacht - und auf die Möglichkeiten der Vorsorge und der Therapie.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Prominente wie Fußball-Star Lukas Podolski engagieren sich für die Krebsprävention.

Prominente wie Fußball-Star Lukas Podolski engagieren sich für die Krebsprävention.

© [M] Karten: UICC | Podolski: Deutsche Krebshilfe

Eine halbe Million Menschen werden in diesem Jahr in Deutschland an Krebs erkranken - so die aktuelle Prognose der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister (GEKID) und des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut (RKI).

Im Jahr 2010 waren es aktuellen Schätzungen zufolge noch knapp 480.000 Neuerkrankungen. Bei diesen Zahlen sind - wie international üblich - nicht-melanotische Hauttumoren noch nicht eingerechnet.

Weltweit lag die Zahl der Krebstoten im Jahr 2008 bei 7,8 Millionen, und insgesamt 12,7 Millionen Menschen erkrankten erstmals an Krebs.

Epidemiologen gehen derzeit davon aus, dass in Deutschland jeder zweite Mann (51 Prozent) und 43 Prozent aller Frauen im Laufe des Lebens an Krebs erkranken werden.

Darmkrebs und Lungenkrebs machen inzwischen ein Viertel aller Krebsneuerkrankungen aus und sind Ursache für etwa ein Drittel aller Krebstodesfälle.

Der Blick in die Zukunft sieht nicht besser aus: Die Krebsepidemiologen rechnen aufgrund der demografischen Entwicklung von 2010 bis 2030 mit einem Anstieg der Krebsneuerkrankungen um 20 Prozent.

Was früher eher seltener war, hat sich deutlich geändert. Fast jeder kennt inzwischen jemanden, der an irgendeiner Form von Krebs erkrankt ist.

Vier Mythen sollen entzaubert werden

Dieser Epidemie will die Weltkrebs-Vereinigung UICC (Union for International Cancer Control), in der die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe Vollmitglieder sind, seit 2007 verstärkt mit der Kampagne "World Cancer Day" am 4. Februar gegensteuern.

Vier Mythen, die sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben, stehen in diesem Jahr im Vordergrund der weltweiten Aktionen: dass man über Krebs nicht reden müsse, dass es keine Symptome für Krebs gebe, dass man nach der Diagnose Krebs sowieso nichts mehr tun könne und dass man kein Recht auf eine Krebsbehandlung habe.

Diesen Irrglauben zu beseitigen ist eines von neun Zielen, die die UICC in der Fassung der World Cancer Declaration von 2013 bis zum Jahr 2025 erreichen will.

Zu den Zielen gehört auch eine drastische Reduktion des Tabak- und Alkoholkonsums sowie anderer Krebsrisikofaktoren wie Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Außerdem setzt sich die Organisation für die Einrichtung von bevölkerungsgestützten Krebsregistern ein - und zwar weltweit in jedem Land.

Kampagnen, die helfen, Menschen von irrigen Vorstellungen zu befreien und die ihnen klar machen, dass Krebs in vielen Fällen vermeidbar ist und Krebstherapien inzwischen immer erfolgreicher geworden sind, sind in Deutschland noch zu selten.

Dass es einen speziellen Tag im Jahr gibt, an dem mit besonderer Eindringlichkeit an Krebs erinnert wird, ist zwar eine gute Initiative der UICC.

Doch am Beispiel HIV-Prävention ist zu sehen, wie viel präsenter eine solche Kampagne in den Städten sein kann. Da herrscht quasi das ganze Jahr über "Gib Aids keine Chance", "Ich will's unartig" oder "Mach's mit".

Aktuelle Aktionen mit Fußballstars

Was spricht dagegen, einen ähnlichen Aufwand für die Prävention von Krebs zu betreiben? Krebs ist 365 Tage lang ein Thema. Und nicht nur beim Kauf von Zigaretten, auf denen der Hinweis prangt: "Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs".

Gerade junge Menschen sind über die neuen Medien gut erreichbar, nicht nur über Facebook, sondern auch etwa über Twitter.

Und Aktionen mit Prominenten wie Paul Breitner bei der Werbung für Darmkrebsvorsorge oder Lukas Podolski, der gemeinsam unter anderem mit der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft für das Motto "Bleib am Ball - Bewegung senkt Dein Krebsrisiko" wirbt, sind gute Beispiele, denen man folgen sollte.

Dabei verstehen wir die Zusammenhänge bei der Krebsentstehung und -entwicklung immer besser. Krebsregister helfen dabei.

Deutschland ist zum Beispiel in Sachen Krebsregistrierung als Basis für Studien zu Ursachen der Krebserkrankungen, zu Prävention und Patientenversorgung bisher auf einem guten Weg.

Nach Angaben des RKI sind etwa 90 Prozent der für das Jahr 2010 geschätzten Krebserkrankungsfälle in den Registern erfasst worden.

Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag der Anteil noch unter 40 Prozent. Das Institut erinnert daran, dass erst bei einem Erfassungsgrad von über 90 Prozent aller auftretenden Krebserkrankungen eine unverzerrte Bewertung der Daten möglich ist.

Für 2010 liegt der Erfassungsgrad zumindest in neun Bundesländern bei 90 Prozent, aber eben nicht in allen Bundesländern.

Gute Entscheidung für klinisches Krebsregister

Damit sich das noch weiter verbessert, fordern die Epidemiologen alle Ärzte - auch Zahnärzte - zur Mitarbeit bei der Krebsregistrierung auf.

Auch Patienten sollen hier aktiv werden, indem sie die behandelnden Ärzte daran erinnern. Denn immer mehr werden die Daten nicht nur gesammelt, sondern wissenschaftlich analysiert - und das nach Angaben des ZfKD auch immer öfter - auf Antrag - von externen Wissenschaftlern.

Seit einem Jahr gibt es somit nicht nur die epidemiologische, sondern auch die klinische Krebsregistrierung, bei der detailliert Daten zur Therapie und zum Verlauf der Krebserkrankungen erfasst werden.

Ermöglicht hatte dies die Verabschiedung des Krebsfrüherkennungs- und Registergesetzes Anfang 2013 - eine gute Entscheidung.

Lesen Sie dazu auch: Weltkrebsbericht: Lungenkrebs am häufigsten

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